Sankt Barbara

Gedenktag katholisch: 4. Dezember
     nicht gebotener Gedenktag
     Übertragung der Gebeine: 8. Juli
Gedenktag evangelisch: 4. Dezember
Gedenktag armenische Kirche: 9. Oktober
Name bedeutet: die Fremde (griech.)
Märtyrerin, Nothelferin
* Ende des 3. Jahrhunderts in Nikomedia, dem heutigen Ízmit in der Türkei
oder: in Heliopolis, dem heutigen Bá'labakk (Baalbek) im Libanon
† 306 (?) in Nikomedia

Barbara war vielleicht Märtyrerin unter Galerius Valerius Maximinus, genannt Daja. Sie ist aber eine historisch eher unwahrscheinliche Figur, dennoch eine der bekanntesten christlichen Heiligen.

Ausführlich berichten die Legenden von Barbaras Schönheit und ihrem scharfen Verstand. Eines Tages habe sie ihre Eltern gefragt, ob die Götter Menschen gewesen seien und warum man diese und nicht eine unsterbliche Gottheit anbete. Sie richtete in einem Brief ihre Fragen an Origines, der ihr als der gelehrteste Weise von Alexandria genannt war. Durch den Priester Valentinus schickte er ihr die Antwort. Barbara bezeichnete den Besucher als Arzt, damit ihr Vater den Besuch zuließ; Valentinus belehrte und taufte sie.

Nach anderen Fassungen der Legende wurde Barbara von ihrem heidnischen Vater, dem reichen Dioskuros von Nikomedia, in einen Turm geschlossen, weil er auf seine bildschöne und verführerisch junge Tochter eifersüchtig war und sie am Heiraten hindern wollte. Während der Vater auf Reisen war, ließ Barbara sich taufen: vom Heiligen Geist erleuchtet, sei sie in ein heidnisches Opferbecken gestiegen und habe die Taufe durch Johannes den Täufer, der ihr erschien, erhalten.

Noch anders wird erzählt und teilweise dargestellt, dass Barbara den Vater um den Bau eines Bades gebeten habe. Nachdem sie nicht die vom Vater angeordneten zwei Fenster, sondern drei als Zeichen der Dreieinigkeit habe anbringen lassen, ein Kreuz mit der Hand in den noch feuchten Putz gedrückt und ein kostbares Kreuz auf den Sockel eines gestürzten Götterbildes gestellt habe, empfing sie im Bad ihres luxuriös eingerichteten Turmes die Taufe. Als ihr Vater von einer Reise zurückkehrte, stellte er sie - empört über den veränderten Bau - zur Rede; sie offenbarte sich ihm nun als Christin. Der Vater wollte sie deswegen erschlagen lassen, aber auf wunderbare Weise fand sie einen Weg aus dem Turm, floh und fand Unterschlupf bei einem Hirten. Der verriet den nach Barbara suchenden Häschern ihren Aufenthaltsort in einer Höhle und wurde dafür zur Strafe von Gott in einen Mistkäfer verwandelt - nach anderer Überlieferung wurde er zu Stein und seine Schafe zu Heuschrecken.

 Jan van Eyck: Heilige Barbara, 1437, im Musée Royal des Beaux-Arts, Antwerpen

Jan van Eyck: Heilige Barbara, 1437, im Musée Royal des Beaux-Arts, Antwerpen   

Barbara wurde von ihrem Vater dem römischen Statthalter Marcianus ausgeliefert, doch auch ihm gelang es nicht, sie zur Entsagung ihres Glaubens zu bewegen, obwohl er sie geißeln ließ; Barbara sprach von den Geißeln "als ob es Pfauenfedern gewesen seien"; nachts erschien ihr dann Christus im Gefängnis, um ihre Wunden zu heilen. Der erbitterte Statthalter ließ Barbara mit Keulen schlagen, ihr die Brüste abschneiden, sie mit Fackeln brennen. Dann wurde sie vor Gericht gestellt und verurteilt, sich nackt auf dem Markt den Blicken der Leute preiszugeben; auf ihr Gebet hin wurde sie aber mit Wolken und Nebel bedeckt. Daraufhin sollte sie enthauptet werden; der rachsüchtige Vater selbst hat das Urteil vollstreckt, gleich darauf traf ihn ein Blitzschlag und er verbrannte.

Schon frühzeitig wurde Barbara Mittelpunkt der Verehrung, ihr Kult hat seinen Ursprung im Osten. Das früheste Zeugnis für ihre Verehrung im Abendland bildet ein Pfeilerfresko von 705/706 in der Kirche S. Maria Antiqua in Rom. Reliquien kamen um 1000 nach Venedig und von dort nach Torcello. Als Grubenname im Bergbau taucht Barbara in Tirol seit dem frühen 14. Jahrhundert auf.

Aufgrund des Blitzschlag gegen ihren Vater wurde Barbara mit dem Blitz in Verbindung gebracht, bei Stürmen werden Gebete an sie gerichtet. Aus demselben Grund ist sie die Schutzheilige der Artillerie. Ihr Bildnis wurde früher häufig auf Waffenlagern und Pulvermagazinen aufgestellt; der Pulverlagerraum eines französischen Kriegsschiffes wird noch heute als Sainte-Barbe bezeichnet. Als Vaterstadt wird auch Catania auf Sizilien genannt; auch Barbara soll - wie Agatha - einen Ätna-Ausbruch von der Stadt abgewendet haben; sie wird deshalb auch dort besonders verehrt.

Als eine der 14 Nothelfer wird Barbara besonders zum Schutz vor jähem Tod und als Beistand der Sterbenden angerufen, ihr Gebet um Sündenvergebung für alle Christen sei ihr durch eine Stimme vom Himmel bestätigt worden. In Deutschland ist sie eines der drei Heiligen Madl'n oder - auch zusammen mit Dorothea - der "Virgines capitales", der "vorzüglichen Jungfrauen".

Zahlreiche Volksbräuche zeigen ihre Beliebtheit: Zweige werden an ihrem Gedenktag als "Barbarazweige" von Apfel- oder Kirschbäumen abgeschnitten und ins Wasser gestellt; blühen sie am Weihnachtsfest, dann wird das als gutes Zeichen für die Zukunft gewertet. Dieses Brauchtum soll auf Barbaras Gefangenschaft zurückgehen: sie habe einen verdorrten Kirschbaumzweig mit Tropfen aus ihrem Trinknapf benetzt; in den letzten Tagen ihres Lebens, schon im im Bewusstsein ihres Todesurteils, fand sie Trost darin, dass der Zweig in ihrer Zelle blühte. Tatsächlich sind die Zweige ein alter Orakelbrauch: wenn man vor Wintereinbruch das Vieh von den Weiden in die Stallungen trieb, nahm man solche Zweige von den Bäumen mit, zu Weihnachten schloss man aus der Anzahl der Blüten auf die Fruchtbarkeit des darauffolgenden Jahres. Symbolisch stehen die aufgeblühten Zweige für Jesus, den "Spross aus der Wurzel Jesse": Wenn die Knospe die enge Hülle sprengt, erwacht der Gläubige durch die Geburt des Erlösers zu neuem Leben.

In Altbayern, Schwaben und im protestantischen Franken waren Babarazweige Vorläufer des Weihnachtsbaums; eine fränkische Chronik von 1795 berichtet: "2Die Gewohnheit, am Barbaratage Bäume in die Stube zustellen, um solche am Weihnachtsabend, zur Freude der Kinder, als ein Christgeschenk, mit allerlei Zuckerwaren und anderem zu behängen, oder nach allgemeiner Sprache zu putzen, ist meines Wissens noch in ganz Franken gebräuchlich. Die gewöhnliche Art der Bäume zu diesem Gebrauche sind Weichsel und wilde Kirschbäume, auch jungen Tannen- und Fichtenbäume bei geringen Leuten, die sich solche selbst holen" - der Tannenbaum ist demnach also ein Arme-Leute-Baum!

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Barbara-Tag vor allem im Rheinland zum Tag der Geschenke; am Vorabend stellten sie einen Schuh auf, der dann mit Schokolade, Gebäck, Äpfeln und anderen Naschereien gefüllt war. Mit diesem Geschenktag, der bis in die 1960er Jahre vor allem im Köln-Bonner Raum und am Niederrhein bekannt war, begann die weihnachtliche Geschenke-Zeit, die mit dem Nikolaus eine Steigerung und dem Heiligen Abend ihren Höhepunkt erreichte. In manchen Gegenden des Rheinlandes wurde Barbara auch zur Begleiterin des Nikolaus und gilt von daher als "Gabenbringerin".

Die Knappen im Bergwerk erhielten am Barbaratag das vor Unheil schützende "Barbaralicht". An Bergbauorten findet noch heute am Barbaratag oder dem Sonntag danach oft eine Parade der Bergleute in alten Trachten statt. Bei den meisten Geologischen Landesämtern und in Geologischen Instituten wird Anfang Dezember eine Barbarafeier abgehalten. Im Rheinland ist Barbara die Begleiterin des Nikolaus und beschert die Kinder. Der Tag von Barbara war ab 1969 wie andere Gedenktage von rein legendarischen Gestalten nicht mehr im Festkalender der katholischen Kirche aufgeführt, wurde aber 2001 wieder ins Martyrologium Romanum aufgenommen.

Barbara-Gedicht

So beteten und sangen die Kinder, während die Väter unter Tage Kohle und Bodenschätze aus der Tiefe holten oder einen Tunnel durch das Gestein wühlten:

"Lieber Gott, ich fleh zu dir,
beschütz den guten Vater mir!
Dort unten in dem tiefen Schacht,
gib auf seine Schritte acht!
Der treue Engel sei ihm gut!
Und segne alles was er tut!
Und lass' ihn bald zu hause sein,
den lieben guten Vater mein! Amen!"

"Sankt Barbara, bei Tag und Nacht,
fahr' mit dem Vater in den Schacht!
Steh Du ihm bei in jeder Not,
bewahr' ihn vor dem jähen Tod!"

 russische Ikone aus Tver, 15. Jahrhundert

russische Ikone aus Tver, 15. Jahrhundert   

Attribute: Turm mit drei Fenstern, Kelch und Hostie, Kanonenrohr, Fackel


Patronin des Bergbaus, der Türme, Festungsbauten und der Artillerie; der Bergleute, Geologen, Architekten, Maurer, Steinhauer, Zimmerleute, Dachdecker, Elektriker, Bauern, Metzger, Köche, Glöckner, Glockengießer, Feuerwehrleute, Totengräber, Hutmacher, Artilleristen und Waffenschmiede; der Mädchen, Gefangenen, Sterbenden; für eine gute Todesstunde; gegen Gewitter, Feuersgefahren, Fieber, Pest und jähen Tod


Bauernregeln: "Nach Barbara geht's frosten an, / kommt's früher, ist nicht wohlgetan."
"Geht Barbara im Klee, / kommt's Christkind im Schnee."
"Geht St. Barbara in Grün, / kommt's Christkindel in Weiß."
"St. Barbara mit Schnee, / im nächsten Jahr viel Klee."
"Barbara im weißen Kleid, / verkündet gute Sommerzeit."
"Sankt Barbara kalt und mit Schnee / verspricht viel Korn auf jeder Höh'."
"Knospen an St. Barbara, sind zum Christfest Blüten da."
"Zweige schneiden zu St. Barbara, / Blüten sind bis Weihnachten da."
"Auf Barbara die Sonne weicht, / auf Lucia sie wiederum herschleicht." - So vor der gregorianischen Kalenderreform, als der Luciatag der kürzeste des Jahres war; aktualisiert: 

"Auf Barbara die Sonne weicht, / auf Agatha sie wiederum herschleicht."

Quelle:

Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon