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             St. Barbara Bruderschaft

 

            "1864" Alsweiler

 

           Berg- u. Hüttenarbeiter

 

                        

 

 

    

 

                                                                                                                   Willibald Schu

    (30.01.2005)

    (02.01.2006)

 

Von den Anfängen bis zur Gegenwart 

(zur Geschichte der St. Barbara Bruderschaft)

Vorwort  

Die St. Barbara Bruderschaft „1864“ Alsweiler ist fester Bestandteil des örtlichen Lebens. Die Mitglieder der St. Barbara Bruderschaft verstehen ihre Teilnahme an kirchlichen und weltlichen Veranstaltungen als Pflege der bergmännischen- kameradschaftlichen Tradition. Vom ersten Graben nach der Kohle, über die Anfänge der Bruderschaft bis zur heutigen geordneten Darstellung der Bruderschaft war es ein weiter Weg. 

 

Kapitel I.  

 Vom Bauern zum Bergmann

Die Steinkohle wird zuerst in einem zu   N e u m ü n s t e r   im Jahre 1429 erschienenen  Schöffenweistum erwähnt: 

“Item hait der Schöffen gewiset, dass alle Fondt in der Grafschaft von Ottweiler,   ie  sy uff dem Lehen, oder anderswo under der Erden oder ob der Erden, ie sy von Gold, Silber, Kupfer, Bley, Ihsen, S t e i n k o h l e n  oder andere wie oder was man Fondt nennen mag, dat die einer Herrschaft von Saarbrücken sy und ie mit Rechte zugehörend.“

Somit war klar geregelt, dass die Herrschaft, in diesem Falle der Pfalzgraf   W o l f g a n g      v o n   V e l d e n z,   die eigentliche Grundeigentümerin war.  Die Grund besitzenden Bauern waren also nicht die Eigentümer der Steinkohle, sondern sie hatten ihre Güter nur auf Grund besonderer Rechte und Pflichten, die, in von der Herrschaft ausgestellten Urkunden angegeben waren.  Für das Grundeigentum oder die Grundherrlichkeit der Herrschaft sprach zudem der  Z e h n t e,   den die Bauern zahlen mussten.  Es kann als gesichert angesehen werden, dass zu Beginn des 17. Jahrhunderts die Bauern bei   D u d w e i l e r   und   S u  l z b a c h   nach Kohle gruben.  In der Folgezeit wurde an immer mehr Orten nach Kohle gegraben und wurden Gruben eröffnet.  

Die Kohle war vornehmlich für den eigenen Gebrauch der Bauern bestimmt.  Dabei wurde zunächst im Tagebau gearbeitet. Erst als die Herrschaft erkannte, dass die Steinkohle ein nicht zu vernachlässigender Gegenstand war, stellte sie entsprechendes Holz zur Verfügung und es konnte Untertage gegraben und verbaut werden.  Die Bauern und Tagelöhner wurden nun immer mehr zu Bergleuten. Ihre Arbeit unter Tage war sehr hart, es gab nur die Muskelkraft und wenig stärkende und sättigende Nahrung. Die Bergleute mussten bis zu 16 Stunden in den Gruben verbringen. Ihre Arbeitsgeräte und ihre Arbeitskleidung mussten Sie daneben auch noch selbst stellen.

Bei Arbeitsausfall auf Grund eines Unfalls oder Krankheit hatte der Arbeiter keinen Verdienst. Da die Entlohnung der Bergleute mehr als dürftig war mussten die jungen Burschen ab ihrem 12. Lebensjahr  ebenfalls in die Grube gehen, damit die Familie ernährt werden konnte.     Dabei war die Arbeit auch sehr gefährlich. Die Bergleute hatten noch keine Erfahrung mit dem Grubenausbau, sodass es trotz der erwähnten Holzabstützungen immer wieder zu Einstürzen und Unglücken kam.   

Zur Ernährung der Familie mussten auch die weiblichen Familienmitglieder beitragen, indem sie die Bewirtschaftung des Hauses und Feldes übernahmen. Die Koordination des Familiendaseins lag dabei in den Händen der Hausfrau, die somit das eigentliche Familienoberhaupt darstellte

 

 

Kapitel II.  

Johann Anton Joseph Hansen 

Sein Name ist  ein Begriff: geht doch auf ihn die Gründung der Bruderschaften zurück. 

J o h a n n   A n t o n   J o s e p h   H a n s e n   wurde am 10. Juli 1801 in Quiddelbach, einem kleinen Eifeldörfchen bei Adenau, als Sohn des Försters Friedrich Hansen und seiner Ehefrau Anna Maria geboren.    

Zunächst besuchte er die Dorfschule, ehe er zur Lateinschule von Kaplan   F r a n z   V i n z e n z    H e l l e n t h a l   nach Adenau  wechselte, wo er auf den Besuch der Universität vorbereitet wurde.  

H a n s e n   schrieb sich an der Universität in Köln ins Fach Philosophie ein, brach das Studium aber nach kurzer Zeit ab, kehrte nach Adenau zurück und nahm eine Stelle beim dortigen  Landratsamt an.                                                                                                         

Bald unternahm er einen zweiten Anlauf zum Studium und schrieb sich an der Universität Bonn im Fach Geologie ein. Doch kaum hatte er mit diesem Studium begonnen brach er es ebenfalls schon wieder ab. 

Er entschloss sich in Trier Theologie zu studieren. Ohne Unterbrechung besuchte er das Trierer Priesterseminar. Am 19. März 1825 wurde er von seinem väterlichen Freund und Gönner, dem Bischof   J o s e f   v o n   H o m m e r   zum Priester geweiht.                                                              

Seine erste Anstellung erhielt der junge Geistliche zum 1. April 1825 als Kaplan in Mayen.   In dieser Zeit entdeckte er seine Leidenschaft  - die Geschichte der Region zu erforschen.  Als erstes Projekt zeichnete er die Geschichte der Stadt Mayen auf. Zum 1. Oktober 1826 rief ihn der Bischof nach Trier zurück.   H a n s e n   arbeitete offiziell als Dompsalterist und Rechnungsrevisor, andere Quellen nennen ihn als persönlichen Sekretär des Bischofs.            H a n s e n   hatte nun die Zeit und Möglichkeit sich an seinen Plan einer „historisch- topographischen-statistischen“ Beschreibung der gesamten Diözese Trier heran zu wagen.  

 Im Verlaufe der nächsten Jahre veröffentlichte er mehrere Werke, die als Teilstudium des Gesamtwerkes gelten sollten, z.B „Beiträge zur Geschichte und Beschreibung der einzelnen Pfarreien des Stadtkapitels Trier“ (Trier 1830), oder „Der Dom zu Trier – Beiträge zu dessen Geschichte und Beschreibung“ (Trier 1833). In den Zeitschriften „Treviris (Trierisches Archiv für Vaterlandskunde)“ und „Chronik der Diözese Trier“ erschienen Aufsätze von   H a n s e n. Dennoch konnte er nicht alle Arbeiten erledigen um seinen Plan in die Tat umzusetzen. Später griffen andere seinen Plan wieder auf  und „acht große Foliomappen im Bistumsarchiv zu Trier zeugen noch heute von dieser großen Fleißarbeit.“    

H a n s e n   wurde 1828 Schulinspektor des Landkreises Trier und übernahm im selben Jahr die Seelsorgerstelle im Landarmenhaus zu Trier. In dieser Zeit schloss er sich einer kirchlichen Reformbewegung an, die von Geistlichen der Trierer Diözese getragen wurde: man wollte den deutschen Kirchengesang und die deutsche Messe einführen,  die Pfarrgeistlichkeit bei der Verwaltung der Bistümer beteiligt sehen und das Breviergebet und das Zöllibat abschaffen.   H a n s e n   wurde innerhalb kürzester Zeit einer der führenden Köpfe der Bewegung. Er veröffentlichte, zum Teil unter dem Pseudonym  J u n i u s  S e m p r o n i u s   G r a c c h u s,   entsprechende Texte der Bewegung. 

1832 zog sich   H a n s e n   – wohl auf Drängen des Bischofs – aus der Reformpartei zurück und wurde am 3. November 1832 Pfarrer in Lisdorf bei Saarlouis. Hier nahm er seine landeskundlichen Studien wieder auf. Er verfasste eine Artikelreihe „Bemerkungen über die Pfarrgemeinde Lisdorf“, worin er dörfliche Trauer- und Hochzeitssitten beschrieb, über Volksfeste und Besonderheiten des Sprachverhaltens berichtete, sowie über soziale Probleme (Auswanderungsbewegung, Alkoholismus) schrieb.  

Bei den Lisdorfern war er wohl sehr beliebt. Als er nach Ottweiler versetzt wurde „versuchten die Lisdorfer das Äußerste ihn zu halten, und die Weiber widersetzten sich sogar tätlich dem Abholen seiner Effekten“, - so der Oberpräsident   v o n   B o d e l s c h w i n g h   in einem Bericht an den damaligen Kultusminister   E i c h h o r n.  

H a n s e n   entfaltete an seiner neuen Wirkungsstätte in Ottweiler, wo er am 10. April 1838 seine Arbeit aufnahm, eine rege Tätigkeit auf kirchlichem Gebiet: 1843 rief er einen Kölner Dombauverein ins Leben, 1844 verfasst er zwei Broschüren anlässlich der Ausstellung des Heiligen Rockes in Trier, 1845 gründete er einen der ersten Borromäusvereine sowie eine Herz-Maria-Bruderschaft, 1846 feierte er die 300. Wiederkehr der Eröffnung des Tridentiner Konzils.

Parallel dazu organisierte er aber auch einige Veranstaltungen politischen Charakters:  1841 eine Feier aus Anlaß des 25jährigen Bestehens der Rheinprovinz, und bereits 1837 verfasste er zwei Broschüren zum 40jährigen Regierungsjubiläum von  F r i e d r i c h    W i l h e l m   III..

Die politische Betätigung rückte bei  H a n s e n  nun auch stetig in den Vordergrund.  1848 kandidierte  H a n s e n  für die deutsche Nationalversammlung in Frankfurt. Nachdem jedoch der St. Wendeler  C a r l   C e t t o  ebenfalls um ein Mandat für Frankfurt warb gab  H a n s e n   seine Bewerbung zurück,  C a r l   C e t t o  habe nämlich, sagte  H a n s e  n „Verbindungen, die mir abgehen“. Als dann der für die preußisch konstituierende National - Versammlung in Berlin vorgeschlagene Landrat   L i n z  plötzlich zurücktrat wurde  H a n s e n   mit großer Mehrheit für Berlin gewählt.  

R i c h a r d   N o a c k   schätzt in seiner 1929 erschienen Dissertation „Die Revolutions- bewegung von 1848/49 in der Saargegend“   H a n s e n   folgendermaßen ein: „Bis Anfang Juli 1848 gehörte er der äußersten Linken an, dann ging er nach einiger Zeit des Schwankens zur gemäßigten Linken unter Führung von    R o d b e r t u s   über, wo er mit dem Saarbrücker Vertreter Landrat    H e s s e,   zusammentraf.“    

Nachdem am 5. Dezember 1848 der König und seine Regierung eine neue Verfassung ausriefen wurde die Nationalversammlung aufgelöst und   H a n s e n   kehrte nach Ottweiler zurück. Er widmete sich nun mehr seinen seelsorgerischen Aufgaben.

Am 2. Dezember 1855 gründete er die St. Barbara Bruderschaft Ottweiler und am 4. Dezember 1859 den Knappenverein Ottweiler.  Danach wurde es stiller um   H a n s e n.  In seinen letzten Lebensjahren kümmerte er sich intensiv um das kulturelle, wirtschaftliche und soziale Leben in Ottweiler. Er unterstützte die Einrichtung einer katholischen Volksschule und die Ansiedlung einer chemischen Fabrik. 

Kurz vor seinem Tode wurde er vom Bischof zum Dechanten des Dekanats Ottweiler ernannt und der preußische König verlieh ihm für seine Verdienste als Heimatforscher den Roten Adlerorden IV. Klasse.  

Am 3. Mai 1875 starb   H a n s e n,   seine letzte Ruhestätte fand er auf dem katholischen Friedhof Ottweiler, auf dem Neumünsterer Berg.

 

Kapitel III.  

Die Katholischen Bergarbeitervereinigungen      

In die Zeit   H a n s e n s   fiel auch die Bergrechtsreform. Speziell das Knappschaftsgesetz vom 10. April 1854 führte zur „Reduktion der Knappschaft von einem Instrument der Standespflege auf ihre ursprünglichen Funktionen der Daseinsfürsorge.“ 

H a n s e n   erkannte, gerade unter den Bergleuten, die „besondere Hinneigung zum Corporationsgeiste“ und gründete am 2.Dezember 1855 in Ottweiler die erste St. Barbara Bruderschaft. Sofort traten dieser Bruderschaft 147 Bergleute bei. Laut Statuten bestand der Zweck der Bruderschaft in  der „Förderung eines sittlichen  und religiös-kirchlichen Lebens sowie einer christlich-liebevollen wechselseitigen Ermunterung und Unterstützung.“ Das Statut sah zwar auch eine Bruderschaftskasse für Unterstützungsfälle vor, aber im wesentlichen beschränkte man sich auf die Pflege eines, mit bergmännischer Symbolik, bestückten Vereinslebens.  

Die geschlossene Teilnahme der Bruderschaftsmitglieder an kirchlichen Festen galt von Anfang an. „Die Bergleute verlangten nach St. Barbara-Fahnen, um damit bei Prozessionen und anderen kirchlichen Festlichkeiten mehr in ihrer Gesamtheit auftreten zu können…Die Fahne selbst zeigte auf das hin, was zu thun sei; denn sie ist ein Zeichen  und ein Sinnbild eines geschlossenen Korps, aber keines ungeordneten Haufens“, hieß es in dem 1859 von  H a n s e n    verfassten Bergmannsgebetsbuch „Glück Auf in Christo Jesu“.  

Bereits am 8. Januar 1856 erhielten die Vereinsstatuten der St. Barbara Bruderschaft Ottweiler die Genehmigung der bischöflichen Behörde in Trier und am 25. April 1856 erfolgte die feierliche Einführung der Bruderschaft.  Für die erste Bruderschaft galt die „Präsidesverfassung“, wodurch die kirchliche Autorität zum Ausdruck gebracht wurde und die gleichzeitig dem jeweiligen Ortsgeistlichen den bestimmenden Einfluss gab, obwohl ein gewähltes Mitglied als Präfekt  das „Haupt der Bruderschaft“ war.   

1863 wurde die Ottweiler St. Barbara Bruderschaft  zur „Erzbruderschaft“ erhoben, der sich Filialkongregationen angliedern durften, für die ebenfalls die Präsidesverfassung galt.

Vor 1889 schlossen sich der Erzbruderschaft Ottweiler als Filialen die Bruderschaften von Alsweiler, Bliesen, Differten, Dudweiler, Elversberg, Göttelborn, Hasborn, Hüttersdorf, Illingen, Limbach, Marpingen, Mittelbexbach, Nalbach, Neunkirchen, Oberthal, Primstal,  Schiffweiler, Sotzweiler, Spiesen, St. Wendel, Tholey, Uchtelfangen, Urexweiler und Wadrill an. 

Ebenfalls von   H a n s e n   gegründet wurde der erste Knappenverein an der Saar, am  4. Dezember 1859 in Ottweiler.   Knappenvereine bildeten sich vor 1865 in Alsweiler, Dudweiler, Furschweiler, Schiffweiler und Sulzbach.  

„Während die Bruderschaften den marianischen Sodalitäten nachgebildet waren, richteten sich die Knappenvereine am Vorbild der Kolping´schen Gesellenvereine aus: dort strich man das religiöse, hier die gesellige Seite heraus. Man gab sich zwar politisch und konfessionell neutral, bemühte sich jedoch um eine religiös fundierte Berufsethik, angegliederte Kranken- und Sterbekassen dienten als Werbe- und Bindemittel.“, so Prof.  K l a u s     M i c h a e l   M a l l m a n n   in seiner Doktorarbeit „Die Anfänge der Bergarbeiterbewegung an der Saar“ (Saarbrücken 1981)  

Auftrieb erhielten die katholischen Bergarbeitervereinigungen durch das Wirken des „Arbeiterbischofs“  W i l h e l m  E m a n u e l l  v o n  K e t t e l e r,  vor allem durch dessen 1864 veröffentlichte Schrift “Die Arbeiterfrage und das Christentum“ und sein Referat über „Die Fürsorge der Kirche für die Arbeiter“ vor der Fuldaer Bischofskonferenz im September 1869. Jedoch bahnte sich recht bald der Zusammenschluss der Bruderschaften und der Knappenvereine an.         

Eine Delegiertenkonferenz am 4. September 1867 in Neunkirchen beschloss ein gemeinsames Generalstatut. Gleichzeitig  wurde   H a n s e n   als geistiges Oberhaupt der katholischen Bergmannsvereine abgelöst; an seine Stelle trat der Dudweiler Pfarrer  M a t t h i a s   O e s t e r l i n g, der im folgenden Kulturkampf und in der Streikperiode eine der wichtigsten Figuren des saarländischen Zentrums war.                     

Bruderschaften und Knappenvereine pflegten die bergmännische Tradition.  Es entstanden Bergchöre und bergmännische Gesangsvereine und es wurden Theaterabende durchgeführt. Die Motivation für diese Vereine war, in den Bergarbeiterdörfern das fehlende kulturelle Defizit zu beheben und man war bemüht, die   „unbekannt gewordenen Lieder des Berufsstandes wieder einzuführen und so die schlechten und rohen Gesänge zu verdrängen, dabei gleichzeitig das Standesbewusstsein und den Corpsgeist zu wecken und zu erhalten“.  

Gleichzeitig war man sich bewusst, dass nur das Miteinander den Menschen zum Vorteil gereichen konnte. Daher gründete man berufsgebundene Selbsthilfevereine, um sich durch gegenseitige Unterstützung neben den Zahlungen an die Knappschaftskasse für Notfälle zu sichern. Da die Knappschaftsbeihilfen kaum die Begräbniskosten deckten bzw. beim Ableben der Ehefrau überhaupt nicht ausgezahlt wurden, bildete man zunächst „Bergmanns-Sterbe-Kassen“. 

Der erste derartige Verein  - 1861 in Dudweiler gegründet – folgte dem Zweck, „seinen Mitgliedern eine Beihilfe für Sterbefälle zu gewähren und denselben eine anständige Beerdigung zu sichern“. Auf der Grundlage dieses Statuts wurden im gesamten Saarrevier solche Vereine gegründet. 

Schon bald jedoch wurde von verschiedenen Seiten bemerkt, das hier eine Organisation lebte die man nicht unterschätzen sollte. Dechant  O e s t e r l i n g  sah in ihnen Brutstätten der „Genußsucht“ und der Saarbrücker Landrat  v o n  M i q u e l  stellte fest:

„Die Zahl der Vereinsfestlichkeiten, Fahnenweihen, Stiftungsfesten mehrt sich derart, dass auf ihre Einschränkung unbedingt Bedacht genommen werden muß.“ 

Die Bergarbeitergewerkschaft sah in ihnen „Luxusvereine“ und erkannte entpolitisierende Vereinsmeierei. Gleichzeitig erkannte sie jedoch, dass mit den Strukturen der Bruderschaften und Knappenvereine das Bindeglied für die Gewerkschaftsarbeit vorhanden war.  Somit war der Nährboden für die Gewerkschaftsarbeit eigentlich schon bereitet.

P e t e r   K l e i n , einer der wenigen sozialdemokratischen Bergarbeiter und späterer Vorsitzender der Arbeiterausschüsse auf den Saargruben , sagte 1908 rückblickend:“ Wir hatten uns in den Knappenvereinen organisiert und auch der Kleinrosseler Streik von 1874 wurde in den Versammlungen der Sterbekassenmitglieder von Kleinrosseln und    St. Nikolaus vorbereitet.“    

Tatsächlich war in den Gründerjahren eine ansteigende Zahl von Streiks zu beobachten, die den Gewerkschaften Aufschwung brachten. Zwischen 1864 und 1873 fanden mindestens 820 nachgewiesene Streiks statt. Die meisten davon nach dem Krieg 1870/71. Immer hatten die Streiks lokalen Charakters und ihre Ausgangspunkte waren  fast immer Versammlungen der Bruderschaften und Knappenvereine.

Dabei „rervoltiertend die Arbeiter nicht gegen eine Wirtschaftskrise, die sie  wieder verelenden würde, sie verlangten vielmehr nach ihrem Anteil an der Blüte der deutschen Wirtschaft nach dem Kriege“   

Die saarländische Grubenlandschaft um 1860 zur Zeit der Entstehung der Barbara - Bruderschaften

Den größten Streik erlebte man im Jahre 1873. Ausgehend von der Grube Altenwald nahm er immer mehr Gruben in seinen Bann.  P e t e r   K l e i n,  damals Pferdeknecht auf Altenwald,  schrieb dazu 1908: „Es gab einen vollen Sieg der Arbeiter, d.h. der Pferdejungen in Lohn und Arbeitszeit. Der Lohn stieg von 1,80 Mark auf 2,60 Mark am Tag, und die Arbeitszeit wurde von 16 Stunden auf 12 Stunden reduziert, sodass es einigermaßen ging um leben zu können.“  Nach und nach erlangten die Gewerkschaften, deren Rückgrat die Bruder- schaften und Knappenvereine waren, immer wieder Verbesserungen für die Arbeiter.

Im Laufe der nachfolgenden Jahrzehnte stieg die Zahl der Mitglieder in den Bruderschaften und Knappenvereinen stetig an. Die beiden Weltkriege jedoch liesen die Mitgliederzahlen enorm schrumpfen und im 2.Weltkriege musste vielerorts dazu auch noch die Arbeit der Bruderschaften und Knappenverein ganz eingestellt werden.  In den Jahren nach 1945 nahmen fast alle Bruderschaften ihr Vereinsleben wieder auf, so auch die St. Barbara - Bruderschaft Alsweiler. 

 

Kapitel IV.  

St. Barbara Bruderschaft „1864“ Alsweiler 

Sterbekasse der Berg- und Hüttenarbeiter Alsweiler  

In Alsweiler ist zum erstenmal um die Mitte des 19. Jahrhunderts von Bergleuten die Rede. ,,Diese Leute mußten mangels vorhandener Verkehrseinrichtungen zu Fuß ihre Arbeitsstätte aufsuchen, teilweise auf eine Entfernung von 6 - 8 Stunden. Sonntags gegen Abend ging der Bergmann mit gepacktem Ranzen, der den Wochenbedarf an Lebensmittel in sich barg, von zu Hause weg, um Montag früh bei der Arbeitsaufnahme sein zu können. Die Woche über blieb er, getrennt von der Familie, an der Arbeitsstätte, wo er in Schlafhäusern der Grubenverwaltung herbergte und sein Essen sich selbst zubereitete von den mitgeführten Lebensmitteln.“, so der Amtsbürgermeister  W i l h e l m   S t a u b   in seinem Büchlein „Zusammengefasste Chronik der Bürgermeisterei Alsweiler“.  

Unter diesen Umständen war es verständlich, dass nur wenige unserer Vorfahren bereit waren, sich die Grube als Arbeitsplatz zu wählen. Die Inbetriebnahme der Rhein-Nahe-Bahn im Jahre 1860, sie befuhr die Strecke von Saarbrücken über Neunkirchen, St. Wendel bis nach Bingerbrück, bedeutete dann eine wesentliche Verbesserung der Verkehrsverhältnisse. Es musste nun nur noch die ca. 9 km lange Strecke von St. Wendel nach Alsweiler zu Fuß  zurückgelegt werden.   Die Zahl der Bergleute stieg deshalb in der Folgezeit rasch an.   

Die Steuerrolle für die Gemeinde Alsweiler aus dem Jahre 1865 weist folgende Bergleute aus:  

 

Arnu Niklas

       

Neis Michel

 

Backes Nicklas

 

Nonnengard Peter

 

Böffel Johann

 

Ohlmann Nicklas, Sohn

 

Böffel Johann, Sohn

 

Schmitt Johann

 

Böffel Matthias

 

Schmitt Peter

 

Böffel Peter, Sohn

 

Schneider Michel

 

Brill Jakob

 

Scholl Michel

 

Brill Johann, Sohn

 

Sehn Nikolaus

 

Fleck Jakob

 

Spaniol Johann

 

Fleck Jakob, Sohn

 

Spohn Johann

 

Glessner Nicklas

 

Staub Jakob, Sohn

 

Kreuz Michel

 

Staub Johann, Sohn,

 

Kreuz Johann, Sohn

 

Staub Johann Adam

 

Kuhn Johann

 

Staub Michel

 

Kuhn Nicklas

 

Staub Peter

 

Laub Jakob

 

Theobald Jakob

 

Laub Johann

 

Wegmann Stephan

 

Laub Michel, Sohn

 

 

 

Es ist anzunehmen, dass die hier genannten 35 Bergleute alle der St. Barbara Bruderschaft, bzw. dem gleichzeitig gegründeten Knappenverein beigetreten sind. Mit Sicherheit war die Zahl noch etwas größer, da in der Steuerrolle nicht alle Haushaltsvorstände mit einer Berufs- bezeichnung versehen sind und junge Bergleute, die noch im Haushalt der Eltern lebten, überhaupt nicht in der Liste stehen.
Dazu kamen noch die Mitglieder aus Winterbach, damals noch Filiale der Pfarrei Alsweiler.  

Es waren die äußeren Umstände, hervorgehend aus der Arbeit auf den Gruben, die den Bergleuten die Veranlassung gaben, auch in Alsweiler eine Bruderschaft zu gründen. Man versuchte in christlichem Glauben die weltlichen Probleme zu lösen.   

 

 Am 26. Dezember 1864 wurde dann die St. Barbara Bruderschaft Alsweiler gegründet.  

 

Diese Gründung wurde von Pfarrer   H a n s e n   dem Bischof in Trier, wenn auch etwas verspätet, wie folgt mitgeteilt:

„Diese  Ausführung   der  Statuten  der  St.  Barbara  Bruderschaft

ist für die Berge und Grubenleute der Pfarrei Alsweiler gültig.

Zu Ottweiler am Tage der Hl. Jungfrau und Märtyrin Barbara

(Verkündigung v. 4.Dez.) 1866 

Der Präsis der St. Barbara Bruderschaft,

Joh. Anton Joseph Hansen,

Dechant und Pfarrer zu Ottweiler“

Das Genehmigungsschreiben für die Bruderschaft Alsweiler als Filialkongregation der Erzbruderschaft Ottweiler lautet wie folgt:   

 

  „Einführungen

Die Bruderschaft für Berge und Grubenleute, unter Zugrundelegung

vorstehender von uns genehmigter Statuten, in der

Pfarrei Alsweiler im Dekanat St. Wendel wird

auch von uns genehmigt. 

Trier, den 18. Dezember 1866

dem Bischöflichen General Vikariat

M. Martini“

Bei der Gründung wollte man bewusst die religiösen und die weltlichen Angelegenheiten. trennen. Dies wurde nach aussen zum Ausdruck gebracht, indem ein zweiter Verein, der Knappenverein Alsweiler  ins Leben gerufen wurde. Die Aufgaben waren somit geteilt: der Knappenverein verwaltete die Sterbekasse, die St. Barbara Bruderschaft bemühte sich um die religiösen Belange.

Die Gründungsvorstände waren:

Knappenverein:


Vizepräsident:   Peter Scherer  (Lehrer in Alsweiler von 1865 – 1868)
Rendant:            Peter Schmidt
Sekretär:            Peter Scherer

Beisitzer:      

1.  Michel Klees
2.  Peter Bild
3.  Michel Kreuz
4.  Peter Kornbrust
5.  Johann Böffel 1
6.  Michel Laub 1
7.  Johann Spaniol



St.Barbara-Bruderschaft:


Präfekt:        Nicklas Glessner
Assistent:    Jakob Fleck l und Jakob Krämer
Beirat:         

1.     Wendel Backes  (Lehrer in Alsweiler von 1843 – 1874)
2.    Jakob Hoffmann
3.    Johann Jene
4.    Johann Kuhn
5.    Michel Arnu
6.    Nikolaus Arnu

 

Vorsitzender beider Vereine war Pfarrer   K o n r a d   S c h n e i d e r,   der von 1860 bis 1886 Seelsorger in Alsweiler war. 

Der Knappenverein verwaltete die Sterbekasse. Sie wurde bis 1872 für die Alsweiler und Winterbacher Mitglieder gemeinsam geführt, dann wurde sie in gegenseitigem Einvernehmen getrennt.

Der St. Barbara Bruderschaft gehörten weiterhin Mitglieder aus beiden Orten an. Erst als Winterbach im Jahre 1907 Vikanei mit eigener Kirche und eigenem Seelsorger wurde, schlossen sich die Mitglieder aus Winterbach zu einer eigenen Bruderschaft zusammen. 

Am 18. Juli 1909 fand eine außerordentliche Generalversammlung des Knappenvereins statt. In dieser Sitzung wurde die erste Satzung für die Sterbekasse verabschiedet. Vom Grunde her gilt diese Satzung auch heute noch, wenn auch in modifizierter Form.  

Im Jahre 1912 schlossen sich beide Vereine zusammen und die St. Barbara Bruderschaft übernahm nun auch die Verwaltung der Sterbekasse. Dieser Zusammenschluss war die Basis für den heutigen Organisationsstatus:

St. Barbara Bruderschaft „1864“ Alsweiler,  

Sterbekasse der Berg- und Hüttenarbeiter Alsweiler.  

Der Name zeigt auch, dass in Alsweiler die Verehrung der HL. Barbara lebendig war und ist. Im Jahre 1899 wurde eine Barbarastatue zum Preis von 185 Mark angeschafft und in der Kirche aufgestellt.

Im 1.Weltkrieg kam das Vereinsleben zum Erliegen, nach dem Krieg wurde es aber sofort wieder aufgenommen. Im 2.Weltkrieg musste die St. Barbara Bruderschaft auch in Alsweiler ihre Arbeit einstellen, da  „in der Zeit des kirchenfeindlichen braunen Regimes der Verein seines christlichen  Charakters entkleidet werden musste, und mehr äußerlich – als Tarnung - den Namen Sterbekassenverein  für Berg- und Hüttenarbeiter beibehielt“,  so Pfarrer   W ö l l e r t   in seinem bereits erwähnten Geleitwort.

Nach dem Kriege formierte sich die Bruderschaft wieder. Auf ihr Betreiben hin wurde die Barbarastatue  restauriert und hat heute wieder ihren Ehrenplatz in der Pfarrkirche St. Mauritius Alsweiler. sich durch ihre ansprechende Gestaltung, und durch Vereinigung von vielen Insignien, die der HL. Barbara zugesprochen werden aus: sie besitzt die Siegespalme, das Schwert, das Gebetbuch mit dem Kelch sowie den Turm.                                            

Es wurden nun auch wieder neue Mitglieder aufgenommen. Die feierliche Aufnahme in die Bruderschaft erfolgte jährlich am Fest des Hl. Stephanus, am 26. Dezember. Der kirchlichen Aufnahmefeier schloss sich eine weltliche Feier an, sodass das gesellige Beisammensein gepflegt werden konnte.  

Meistens hielt der Ortspfarrer als Präses auch einen Vortrag über religiöse Fragen oder soziale Probleme. Aber auch sittlich-charakterliche Bildung sowie die politische und kommunalpolitische Schulung fehlten nicht in dem reichhaltigen Programm.  Aus der Vielfalt der behandelten Themen spürt man, mit welcher Aufgeschlossenheit und Weltoffenheit die Mitglieder der St. Barbara Bruderschaft ihre Aufgaben in allen Lebensbereichen zu meistern suchten.  

 „Wenn auch bei Eurem Verein die Organisation der Selbsthilfe durch Gewährung von Sterbegeldern nach außen hin mehr ins Auge fällt und manchem Kurzsichtigen als Vereinszweck zu genügen scheint, so sind wir christlichen Berg- und Hüttenleute uns doch bewusst, dass der tragende Grund dieser Bruderhilfe unser christlicher Glaube ist, der in Form einer religiösen Bruderschaft besonders erhalten, gepflegt und vertieft wird. Diese religiöse Tendenz bekunden auch immer unsere Bruderschaftsfahnen, nicht nur in ihrer Dekoration, sondern gerade in ihrer Geschichte und ihrem Geschick innerhalb dieser hundert Jahre.“, 

so Pfarrer   R o b e r t   W ö l l e r t   in seinem Geleitwort zum 100. Stiftungsfest der St. Barbara Bruderschaft 1964.    

Der Stolz der Mitglieder der St. Barbara Bruderschaft waren immer ihre Fahnen.  Mit ihnen traten die Bruderschaften „als geschlossenes Korps“, so Pfarrer   H a n s e n  1859,  bei kirchlichen und weltlichen Feiern auf. Auch bei Heirat oder Tod eines Mitgliedes wurden die Fahnen getragen. Auch heute noch geben die Fahnen einem verstorbenem Mitglied das letzte Geleit.                 

Die Fahnen wurden stets unter Mithilfe der Pfarrer und Präsides angeschafft. Die beiden ersten 1868 durch Pfarrer   K o n r a d    S c h n e i d e r   zum Preis von 190 Talern, diese beiden Schwungsfahnen wurden bei der Einsegnung wie folgt beschrieben:                  

„a) eine rothe Fahne, auf der einen Seite das Bild der Hl. Barbara, auf der anderen Seite das Bild des Hl. Mauritius

b) eine blaue Fahne, auf der einen Seite das Bild der Hl. Barbara, auf der anderen Seite die Symbole des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe.“   

Die nächsten zwei wurden im Jahre 1900 unter Pfarrer   M a t t h i a s  A l o i s i u s  H e n s e l   zum Preis von 500 Mark angeschafft. Zu diesen wurde festgehalten:   “…Fahne aus Ia rothem Sammet und Seidendamast, Bilder der Hl. Familie und des Hl. Mauritius zu Pferde, kunstvoll aus goldgelber Seide, Inschriften und Ornamente reich in Seide gestickt, echt vergoldete Fransen, Quasten mit Kordel……..und dieselben kirchlich eingesegnet am 1. Juli 1900.“ 

Eine weitere Fahne wurde im am 27. Juni 1926 von Pfarrer    L o r e n z    V o g t   gesegnet und 1962 wurde eine Fahne unter Pfarrer  R o b e r t   W ö l l e r   angeschafft und von ihm eingesegnet.  

Im Festgottesdienst anlässlich des 130jährigen Bestehens, am 10. Juni 1995,  wurde eine Fahne, welche zum Preis von 3000 DM restauriert wurde, von Pfarrer   L e o    S c h o r r eingesegnet. 

In den letzten Jahren wurde die Gruppe die sich unter den Bruderschaftsfahnen versammelte jedoch stetig kleiner. Zeitbedingt, aber zum Fortbestand der Bruderschaft notwendig, musste sich die St. Barbara Bruderschaft einer Umwandlung stellen.

Konnten früher nur Berg- und Hüttenarbeiter nach den Satzungen Mitglieder werden, so änderte sich das, nachdem die Berg - und Hüttenleute immer weniger wurden. Die Satzungen wurden dahingehend geändert, dass alle Arbeiter und Arbeiterinnen der Eisenschaffenden Industrie Mitglied werden konnten. In den folgenden Jahren wurde auch dies immer mehr erweitert. 

Heute ist in §2 der Statuten der St. Barbara Bruderschaft zu lesen:  „Die St. Barbara Bruderschaft „1864“ Alsweiler ist eine Vereinigung von christlichen Berg- und Hüttenarbeitern, von Arbeitern und Angestellten aller Berufszweige, sowie von Frauen und Männern, die den Bruderschaftsgedanken und das Ansehen der Christlichen Religion  fördern.“ 

Die Satzung der Sterbekasse schreibt in 

§2 Abs. 1: „In die Kasse können Personen aufgenommen werden, die das 6.Lebensjahr vollendet und das 50.Lebensjahr noch nicht überschritten haben.“ 

Liegt die letzte feierliche Mitgliederaufnahme  auch schon  31 Jahre zurück, im Jahre 1974 aus Anlass des 110jährigen Bestehens, so verzeichnet der Verein doch stets einige neue Beitritte.

Auf Grund des hohen Altersdurchschnitts der Mitglieder stehen diesen wenigen Neumitgliedern leider vermehrt Sterbefälle entgegen. Mit Stand vom 31.12.2004 hatte der Verein 505 Mitglieder.  

Mit  den am 21. Januar 2000 insgesamt  überarbeiteten Statuten und Satzungen ist der Verein, personell und auch finanziell, für die nächste Zukunft  gut gerüstet.

Die St. Barbara Bruderschaft „1864“ Alsweiler sieht sich als als fester Bestandteil des örtlichen Lebens. Aus diesem Grunde nimmt sie sowohl an den Feiern der Kirche, den Festen der Dorfvereine aber auch an Festen ausserhalb des Dorfes teil. Unter ihren Fahnen versammeln sich die Mitglieder und pflegen bergmännisch- kameradschaftliche Tradition.

Dabei sind Jubiläen Meilensteine im Leben des Vereins. Gleichzeitig sind sie auch Tage der Besinnung, an denen man Rückschau hält und in die Zukunft blickt.

Und so sei hier auch an die stattliche Reihe der Jubiläen erinnert, die die St. Barbara Bruderschaft Alsweiler im Laufe ihrer langjährigen Geschichte in mehr oder minder festlichem Rahmen begehen konnte. 

1891 wurde das 25jährige Bestehen festlich begangen.  Aus Anlass des 40. Jahrestages der Gründung hielt das Mitglied   J a k o b   S t a u b    (G e r b e r s c h)   im Jahre 1904 einen Vortrag über „die bisherige Geschichte der Bruderschaft“ der „sehr gefiel und gut ausgearbeitet war“. 

Das Goldene Jubiläum fiel der Zeit des Ersten Weltkrieges zum Opfer.  Das 60jährige Stiftungsfest hingegen wurde groß gefeiert und war mit einer Fahnenweihe verbunden. 

Das 70jährige, wie das 75jährige Bestehen fiel in die Ära des Nationalsozialismus, während der, wie bereits erwähnt,  jegliche Betätigung des Vereins verboten war. 

Das 90jährige Jubiläumsfest war nach dem zweiten Weltkrieg dann 1954 ein erster Höhepunkt, dem vom 13. - 15. Juni 1964 die Feier des 100jährigen Bestehens folgte, Schirmherr war damals der Ministerpräsident des Saarlandes   Dr.   F r a n z   -   J o s e f        R ö d e r.

Im neu erbauten Katholischen Pfarrheim in der Brunnenstraße fanden unter der Schirmherrschaft von   A l f r e d   W i l h e l m,   Innenminister des Saarlandes,  vom 8. – 10. Juni 1974 die Feierlichkeiten anlässlich des 110jährigen Bestehens statt.    

Ein weiterer großer Auftritt der St. Barbara Bruderschaft war am 8. + 09. September 1984.  Unter der Schirmherrschaft von          R u d o l f       L e n h a r t z,    Vorsitzender des Vorstandes der Saarbergwerke AG, wurde das 120jährige Bestehen im Pfarrheim gefeiert.

Bergwerksdirektor Dr. Ing.  K a r l   M a t t h i a s   H e c k,   Bergwerk Ensdorf, war Schirmherr des 130jährigen Bestehens, dass vom 10. – 11. Juni 1995 im Pfarrheim in der Brunnenstraße gefeiert wurde. Im Festgottesdienst wurde durch Pastor  L e o   S c h o r r   die restaurierte Fahne eingesegnet.

Dieses Fest fiel in eine schwere Zeit für den Bergbau, das Kohlekonzept 2005 des deutschen Steinkohlebergbaus sah vor, eine Konzentration des Saarbergbaus auf drei leistungsfähige Förderstandorte.

In der Zeit bis zur Vollendung des nächsten Jahrzehnts und die Feier des nächsten großen Jubiläums sollte sich jedoch das Gesicht des Saarbergbaus nochmals kräftig wandeln. 

Als am 18. September 2004 das 140jährige Bestehen gefeiert wurde, musste Schirmherr    W a l t e r    F u s s,   Personaldirektor des Bergwerks Saar in Ensdorf, verkünden, dass nun nur noch ein Grubenstandort an der Saar beibehalten werde.

Obwohl vor weniger als 10 Jahren für mehr als 100 Millionen DM ein neuer Förderturm in Göttelborn gebaut, das Bergwerk Luisenthal mit dem Bergwerk Warndt zu einem Verbundbergwerk zusammengelegt und großer Abbau beim Personal gefahren wurde konnte bis 2004 nur noch das Bergwerk Ensdorf gehalten werden. Wie   F u s s   weiter ausführte können weitere Einschnitte nicht umgangen werden. Wie sich der Steinkohlebergbau der DSK in Zukunft weiter gestalten wird  kann niemand mit Gewissheit vorher sagen.   

Der Auftritt des Saarknappenchores führte mit dazu, dass trotz dieser düsteren Aussichten das 140jährige Jubiläumsfest ein großer Erfolg für die St. Barbara Bruderschaft und auch für die gesamte Dorfgemeinschaft wurde.  

Nachdem 14 Bruderschaften aus dem gesamten Saarland im großen Einzug in der Kirche Platz genommen hatten sorgte der feierliche Einzug des Saarknappenchores unter dem Singen des Liedes „Oh Sankt Barbara“ für feierlichste Atmosphäre.  Der Chor gestaltete mit seinem Gesang die Hl. Messe. Zelebriert wurde diese von Pfarrer  W o l f g a n g   B r e i n i n g e r,   der auch die Predigt sprach. Er ging auf das Leben der Hl. Barbara ein und auch auf die Bemühungen der St. Barbara Bruderschaft Alsweiler, von der Gründung bis zum heutigen Tag. Konzelebraten der Hl. Messe waren Pastor   L e o    H o f m a n n  (Marpingen),  Pastor i. R.   L e o   S c h o r r   (ehemals Pastor in Alsweiler, jetzt wohnhaft in Altforweiler), sowie Pastor i.R.   A l o i s   W e n d e r o t h   (wohnhaft in Marpingen). 

Die anschließende weltliche Feier im Pfarrheim in der Brunnenstraße  wurde ebenfalls ein voller Erfolg. Hierzu trugen bei: der Saarknappenchor, der Musikverein Alsweiler und der Theaterverein Alsweiler.  

Aber nicht nur die großen Geburtstage wurden gefeiert. Viele kleinere Anlässe gaben und geben auch noch heute Gelegenheit in froher Gemeinsamkeit zu feiern und das Miteinander in den Vordergrund zu stellen.

So  wurden immer wieder Ausflugsfahrten , z.T. über mehrere Tage organisiert. An diesen Fahrten nahmen so viele Mitglieder teil, dass oftmals ein Bus nicht ausreichte. Tagesausflüge wurden jährlich angeboten, so:  

1995 Besuch des Saarländischen Landtages auf Einladung des SPD-Abgeordneten A r m i n   L a n g,

1996 Teilnahme an der HL-Rock-Wallfahrt nach Trier, und Teilnahme am Dorffest mit Motivwagen und Fußgruppe, 

1998 Besuch der Dillinger Hütte auf Einladung von Dr. F r e d i   N e i s,   Alsweiler,

2000 Besuch der Bitburger Bierbrauerei, und als Höhepunkt dieses Jahres Einweihung der Seilscheibe auf dem Dorfplatz,

2001 Teilnahme am Dorffest mit Wagen und Fußguppe, und Montage von 2 Fahnenhaltern in der Kirche, diese Halter wurden von der Schlosserei des Missionshauses St. Wendel gefertigt und dienen dazu an Feiertagen die Fahnen der St. Barbara Bruderschaft in der Kirche auszustecken,

2002  fungierten die Vorstandsmitglieder als Streckenposten bei der Etappe der Tour  de France durch Alsweiler  

2003  wurde auf dem Dorfplatz neben der Seilscheibe eine Lore (Kohlenwagen) aufgestellt und mit Blumen bepflanzt, und es wurde eine tolle Tagesfahrt zum Erzbergwerk nach Kayl (Luxemburg) durchgeführt, auf der Rückreise wurde zudem noch das Hochwälder Brauhaus in Losheim besucht wo der Braumeister ins Geheimnis des Bierbrauens einführte.

2005   Besuch des Schieferbergwerks in Mayen

Neben all diesen Fahrtterminen standen  und stehen Jahr für Jahr viele Termine im Dorfgeschehen an, wobei die Bruderschaft immer das Miteinander in den Vordergrund stellt und somit zum Wohlergehen der Dorfgemeinschaft beiträgt: Die Bruderschaft organisiert seit Jahren den traditionellen Kirchgang und anschließenden Frühschoppen an Kirmesmontag, ebenso feiert sie am 04. Dezember den Namenstag der Schutzheiligen mit einer Hl. Messe und anschließendem Dämmerschoppen, die Mitglieder der St. Barbara Bruderschaft sind präsent wenn andere Dorfvereine feiern, sie helfen anderen Vereinen  bei der Durchführung ihrer Feste, die Bruderschaftsfahnen werden getragen am Weißen Sonntag und  bei der  Fronleichnamsprozession.

Darüber hinaus besuchen die Mitglieder der St. Barbara Bruderschaft Feste von befreundeten Bruderschaften im gesamten Saarland und beteiligen sich an Knappenwallfahrten die jedes Jahr von einer anderen Bruderschaft durchgeführt werden.

Die St. Barbara Bruderschaft ist trotz ihres Alters ein zeitgemäßer, moderner  und lebendiger Verein.

Dies wird durch die Nutzung einer eigenen Homepage im Internet unterstrichen. Nur durch konstruktive Mitarbeit aller, insbesondere der Vorstandsmitglieder, kann diese Arbeit geleistet werden.  

 

Schlusswort

Die St. Barbara Bruderschaft und die angeschlossene Sterbekasse sind heute aus dem Ortsbild Alsweiler nicht mehr wegzudenken. 

Man kann heute sagen, dass der Geist und der Sinn, den die Gründer der St. Barbara Bruderschaft in Alsweiler beseelt hatte, noch heute in der Bruderschaft vorhanden ist, nur in einer durch die Zeit bedingten anderen Form. 

Hoffen wir, dass dies auch in Zukunft in der St. Barbara Bruderschaft Alsweiler so bleibt.  

 

Benutzte Quellen:

 

HANSEN, Johann Anton Joseph: Beitrag zur Geschichte des Berg- und  

                  Hüttenwesens im Ottweiler`schen (1868)  -  In: MÜLLER, Gerhard:       

                  Veröffentlichungen der Arbeitsgemeinschaft für Landeskunde im

                  Historischen Verein für die Saargegend e.V., Heft Nr. 7, Saarbrücken

                  1986)

 MALLMANN, Professor Klaus: Die Anfänge der Bergarbeiterbewegung an der Saar,

                  Saarbrücken (1981)  

SCHOCK, Dr. Ralph: Saarländische Lebensbilder, Band 2, Saarbrücken (1984)    

 

FESTSCHRIFT zum 100jährigen Bestehen der St. Barbara Bruderschaft Alsweiler,  

                  Alsweiler (1964)  

 

FESTSCHRIFT zum 110jährigen Bestehen der St. Barbara Bruderschaft Alsweiler,

                  Alsweiler (1974)  

 

FESTSCHRIFT zum 130jährigen Bestehen der St. Barbara Bruderschaft Alsweiler,

                  Alsweiler (1995)

 

STATUTEN der St. Barbara Bruderschaft „1864“Alsweiler, Alsweiler (2003)

 

SATZUNG der Sterbekasse der Berg- und Hüttenarbeiter Alsweiler, Alsweiler (2002)

 

KIRZ, Raimund: Internetseite www.alsweiler.de , St. Barbara Bruderschaft

                        Die Gründung vor 120 Jahren  (1984)  

 

SCHU, Willibald: Sitzungsniederschriften der Generalversammlungen der

                   St. Barbara Bruderschaft Alsweiler  (2004)

                  

HOLZER, Werner: HOMEPAGE, St. Barbara Bruderschaft Alsweiler:

                   www.barbarabruderschaft-alsweiler.de  (2004)

                   

 

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