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St. Barbara Bruderschaft
"1864" Alsweiler
Berg- u. Hüttenarbeiter
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Willibald
Schu
(30.01.2005)
(02.01.2006)
Von den Anfängen bis zur Gegenwart (zur Geschichte der St. Barbara Bruderschaft) Vorwort Die St.
Barbara Bruderschaft „1864“ Alsweiler ist fester Bestandteil
des örtlichen Lebens. Die Mitglieder der St. Barbara Bruderschaft verstehen ihre
Teilnahme an kirchlichen und weltlichen Veranstaltungen als Pflege der
bergmännischen- kameradschaftlichen Tradition. Vom ersten Graben nach der Kohle, über die Anfänge der
Bruderschaft bis zur heutigen geordneten Darstellung der Bruderschaft
war es ein weiter Weg.
Kapitel I. Vom Bauern zum Bergmann Die Steinkohle wird zuerst in einem zu N e u m ü n s t e r im Jahre 1429 erschienenen Schöffenweistum erwähnt: “Item hait der Schöffen gewiset, dass alle Fondt in der Grafschaft von Ottweiler, ie sy uff dem Lehen, oder anderswo under der Erden oder ob der Erden, ie sy von Gold, Silber, Kupfer, Bley, Ihsen, S t e i n k o h l e n oder andere wie oder was man Fondt nennen mag, dat die einer Herrschaft von Saarbrücken sy und ie mit Rechte zugehörend.“ Somit war klar geregelt, dass die Herrschaft, in diesem Falle
der Pfalzgraf W o l f
g a n g
v o n V e l d e n z, die eigentliche Grundeigentümerin
war.
Die Grund besitzenden Bauern waren also nicht die Eigentümer der
Steinkohle, sondern sie hatten ihre Güter nur auf Grund besonderer
Rechte und Pflichten, die, in von der Herrschaft ausgestellten Urkunden
angegeben waren.
Für das Grundeigentum oder die Grundherrlichkeit der Herrschaft sprach
zudem der
Z e h n t e, den die
Bauern zahlen mussten. Die Kohle war vornehmlich für den eigenen Gebrauch der Bauern bestimmt. Dabei wurde zunächst im Tagebau gearbeitet. Erst als die Herrschaft erkannte, dass die Steinkohle ein nicht zu vernachlässigender Gegenstand war, stellte sie entsprechendes Holz zur Verfügung und es konnte Untertage gegraben und verbaut werden. Die Bauern und Tagelöhner wurden nun immer mehr zu Bergleuten. Ihre Arbeit unter Tage war sehr hart, es gab nur die Muskelkraft und wenig stärkende und sättigende Nahrung. Die Bergleute mussten bis zu 16 Stunden in den Gruben verbringen. Ihre Arbeitsgeräte und ihre Arbeitskleidung mussten Sie daneben auch noch selbst stellen. Bei Arbeitsausfall auf Grund eines Unfalls oder Krankheit
hatte der Arbeiter keinen Verdienst. Da die Entlohnung der Bergleute
mehr als dürftig war mussten die jungen Burschen ab ihrem 12.
Lebensjahr ebenfalls in die
Grube gehen, damit die Familie ernährt werden
konnte. Dabei war die Arbeit auch sehr gefährlich.
Die Bergleute hatten noch keine Erfahrung mit dem Grubenausbau, sodass
es trotz der erwähnten Holzabstützungen immer wieder zu Einstürzen
und Unglücken kam. Zur Ernährung der Familie mussten auch die weiblichen Familienmitglieder beitragen, indem sie die Bewirtschaftung des Hauses und Feldes übernahmen. Die Koordination des Familiendaseins lag dabei in den Händen der Hausfrau, die somit das eigentliche Familienoberhaupt darstellte
Kapitel II. Johann
Anton Joseph Hansen Sein Name ist ein Begriff: geht doch auf ihn die Gründung der Bruderschaften zurück. J o h a n n
A n t o n J o
s e p h H a n s e n
wurde am 10. Juli
1801 in Quiddelbach, einem kleinen Eifeldörfchen bei Adenau, als Sohn
des Försters Friedrich Hansen und seiner Ehefrau Anna Maria geboren. Zunächst besuchte er die Dorfschule, ehe er zur Lateinschule
von Kaplan F r a n
z V i n z e n z H
e l l e n t h a l nach
Adenau wechselte, wo er auf
den Besuch der Universität vorbereitet wurde. H a n s e n schrieb sich an der Universität in Köln ins Fach Philosophie ein, brach das Studium aber nach kurzer Zeit ab, kehrte nach Adenau zurück und nahm eine Stelle beim dortigen Landratsamt an. Bald unternahm er einen zweiten Anlauf zum Studium und schrieb sich an der Universität Bonn im Fach Geologie ein. Doch kaum hatte er mit diesem Studium begonnen brach er es ebenfalls schon wieder ab. Er entschloss sich in Trier Theologie zu studieren. Ohne Unterbrechung besuchte er das Trierer Priesterseminar. Am 19. März 1825 wurde er von seinem väterlichen Freund und Gönner, dem Bischof J o s e f v o n H o m m e r zum Priester geweiht. Seine erste Anstellung erhielt der junge Geistliche zum 1. April 1825 als Kaplan in Mayen. In dieser Zeit entdeckte er seine Leidenschaft - die Geschichte der Region zu erforschen. Als erstes Projekt zeichnete er die Geschichte der Stadt Mayen auf. Zum 1. Oktober 1826 rief ihn der Bischof nach Trier zurück. H a n s e n arbeitete offiziell als Dompsalterist und Rechnungsrevisor, andere Quellen nennen ihn als persönlichen Sekretär des Bischofs. H a n s e n hatte nun die Zeit und Möglichkeit sich an seinen Plan einer „historisch- topographischen-statistischen“ Beschreibung der gesamten Diözese Trier heran zu wagen. Im
Verlaufe der nächsten Jahre veröffentlichte er mehrere Werke, die als
Teilstudium des Gesamtwerkes gelten sollten, z.B „Beiträge zur
Geschichte und Beschreibung der einzelnen Pfarreien des Stadtkapitels
Trier“ (Trier 1830), oder „Der Dom zu Trier – Beiträge zu dessen
Geschichte und Beschreibung“ (Trier 1833). In den Zeitschriften „Treviris
(Trierisches Archiv für Vaterlandskunde)“ und „Chronik der Diözese
Trier“ erschienen Aufsätze von
H a n s e n. Dennoch konnte er nicht alle Arbeiten erledigen um seinen
Plan in die Tat umzusetzen. Später griffen andere seinen Plan wieder
auf und „acht
große Foliomappen im Bistumsarchiv zu Trier zeugen noch heute von
dieser großen Fleißarbeit.“ H a n s e n wurde 1828 Schulinspektor des Landkreises Trier und übernahm im selben Jahr die Seelsorgerstelle im Landarmenhaus zu Trier. In dieser Zeit schloss er sich einer kirchlichen Reformbewegung an, die von Geistlichen der Trierer Diözese getragen wurde: man wollte den deutschen Kirchengesang und die deutsche Messe einführen, die Pfarrgeistlichkeit bei der Verwaltung der Bistümer beteiligt sehen und das Breviergebet und das Zöllibat abschaffen. H a n s e n wurde innerhalb kürzester Zeit einer der führenden Köpfe der Bewegung. Er veröffentlichte, zum Teil unter dem Pseudonym J u n i u s S e m p r o n i u s G r a c c h u s, entsprechende Texte der Bewegung. 1832 zog sich H
a n s e n – wohl
auf Drängen des Bischofs – aus der Reformpartei zurück und wurde am
3. November 1832 Pfarrer in Lisdorf bei Saarlouis. Hier nahm er seine landeskundlichen Studien wieder auf. Er
verfasste eine Artikelreihe „Bemerkungen über die Pfarrgemeinde
Lisdorf“, worin er dörfliche Trauer- und Hochzeitssitten beschrieb,
über Volksfeste und Besonderheiten des Sprachverhaltens berichtete,
sowie über soziale Probleme (Auswanderungsbewegung, Alkoholismus)
schrieb. Bei den Lisdorfern war er wohl sehr beliebt. Als er nach
Ottweiler versetzt wurde „versuchten
die Lisdorfer das Äußerste ihn zu halten, und die Weiber widersetzten
sich sogar tätlich dem Abholen seiner Effekten“, - so der Oberpräsident
v o n B o d e
l s c h w i n g h in
einem Bericht an den damaligen Kultusminister
E i c h h o r n. H a n s e n entfaltete an seiner neuen Wirkungsstätte in Ottweiler, wo er am 10. April 1838 seine Arbeit aufnahm, eine rege Tätigkeit auf kirchlichem Gebiet: 1843 rief er einen Kölner Dombauverein ins Leben, 1844 verfasst er zwei Broschüren anlässlich der Ausstellung des Heiligen Rockes in Trier, 1845 gründete er einen der ersten Borromäusvereine sowie eine Herz-Maria-Bruderschaft, 1846 feierte er die 300. Wiederkehr der Eröffnung des Tridentiner Konzils. Parallel dazu organisierte er aber auch einige Veranstaltungen politischen Charakters: 1841 eine Feier aus Anlaß des 25jährigen Bestehens der Rheinprovinz, und bereits 1837 verfasste er zwei Broschüren zum 40jährigen Regierungsjubiläum von F r i e d r i c h W i l h e l m III.. Die politische Betätigung rückte bei H
a n s e n nun auch stetig in den
Vordergrund. 1848
kandidierte H a n s e
n für die deutsche Nationalversammlung in Frankfurt. Nachdem
jedoch der St. Wendeler C
a r l C e t t o ebenfalls
um ein Mandat für Frankfurt warb gab H a n s e n
seine Bewerbung zurück, C
a r l C e t t o habe nämlich, sagte H
a n s e n „Verbindungen, die mir abgehen“. Als dann der für die preußisch
konstituierende National - Versammlung in Berlin vorgeschlagene Landrat
L i n z plötzlich zurücktrat wurde H a n s e n mit
großer Mehrheit für Berlin gewählt. R i c h a r d N
o a c k schätzt in
seiner 1929 erschienen Dissertation „Die Revolutions- bewegung von
1848/49 in der Saargegend“ H
a n s e n folgendermaßen
ein: „Bis Anfang Juli 1848 gehörte
er der äußersten Linken an, dann ging er nach einiger Zeit des
Schwankens zur gemäßigten Linken unter Führung von
R o d b e r t u s über, wo er mit dem Saarbrücker Vertreter Landrat
H e s s e, zusammentraf.“ Nachdem am 5. Dezember 1848 der König und seine Regierung eine neue Verfassung ausriefen wurde die Nationalversammlung aufgelöst und H a n s e n kehrte nach Ottweiler zurück. Er widmete sich nun mehr seinen seelsorgerischen Aufgaben. Am 2. Dezember 1855 gründete er die St. Barbara Bruderschaft Ottweiler und am 4. Dezember 1859 den Knappenverein Ottweiler. Danach wurde es stiller um H a n s e n. In seinen letzten Lebensjahren kümmerte er sich intensiv um das kulturelle, wirtschaftliche und soziale Leben in Ottweiler. Er unterstützte die Einrichtung einer katholischen Volksschule und die Ansiedlung einer chemischen Fabrik. Kurz vor seinem Tode wurde er vom Bischof zum Dechanten des
Dekanats Ottweiler ernannt und der preußische König verlieh ihm für
seine Verdienste als Heimatforscher den Roten Adlerorden IV. Klasse. Am 3. Mai 1875 starb H a n s e n, seine letzte Ruhestätte fand er auf dem katholischen Friedhof Ottweiler, auf dem Neumünsterer Berg.
Kapitel III. Die Katholischen Bergarbeitervereinigungen In die Zeit H a n s e n s fiel auch die Bergrechtsreform. Speziell das Knappschaftsgesetz vom 10. April 1854 führte zur „Reduktion der Knappschaft von einem Instrument der Standespflege auf ihre ursprünglichen Funktionen der Daseinsfürsorge.“ H a n s e n erkannte, gerade unter den Bergleuten, die „besondere Hinneigung zum Corporationsgeiste“ und gründete am 2.Dezember 1855 in Ottweiler die erste St. Barbara Bruderschaft. Sofort traten dieser Bruderschaft 147 Bergleute bei. Laut Statuten bestand der Zweck der Bruderschaft in der „Förderung eines sittlichen und religiös-kirchlichen Lebens sowie einer christlich-liebevollen wechselseitigen Ermunterung und Unterstützung.“ Das Statut sah zwar auch eine Bruderschaftskasse für Unterstützungsfälle vor, aber im wesentlichen beschränkte man sich auf die Pflege eines, mit bergmännischer Symbolik, bestückten Vereinslebens. Die geschlossene Teilnahme der Bruderschaftsmitglieder an
kirchlichen Festen galt von Anfang an. „Die
Bergleute verlangten nach St.
Barbara-Fahnen, um damit bei Prozessionen und anderen kirchlichen
Festlichkeiten mehr in ihrer Gesamtheit auftreten zu können…Die Fahne
selbst zeigte auf das hin, was zu thun sei; denn sie ist ein Zeichen
und ein Sinnbild eines geschlossenen Korps, aber keines
ungeordneten Haufens“, hieß es in dem 1859 von
H a n s e n verfassten
Bergmannsgebetsbuch „Glück Auf
in Christo Jesu“. Bereits am 8. Januar 1856 erhielten die Vereinsstatuten der
St. Barbara Bruderschaft Ottweiler die Genehmigung der bischöflichen
Behörde in Trier und am 25. April 1856 erfolgte die feierliche Einführung
der Bruderschaft. Für die erste Bruderschaft galt die „Präsidesverfassung“, wodurch die kirchliche Autorität zum
Ausdruck gebracht wurde und die gleichzeitig dem jeweiligen
Ortsgeistlichen den bestimmenden Einfluss gab, obwohl ein gewähltes
Mitglied als Präfekt das „Haupt
der Bruderschaft“ war. Vor 1889 schlossen sich der Erzbruderschaft Ottweiler als Filialen die Bruderschaften von Alsweiler, Bliesen, Differten, Dudweiler, Elversberg, Göttelborn, Hasborn, Hüttersdorf, Illingen, Limbach, Marpingen, Mittelbexbach, Nalbach, Neunkirchen, Oberthal, Primstal, Schiffweiler, Sotzweiler, Spiesen, St. Wendel, Tholey, Uchtelfangen, Urexweiler und Wadrill an. Ebenfalls von H
a n s e n gegründet wurde der erste Knappenverein an der Saar, am 4. Dezember 1859 in Ottweiler. Knappenvereine bildeten sich vor 1865 in Alsweiler,
Dudweiler, Furschweiler, Schiffweiler und Sulzbach. „Während die
Bruderschaften den marianischen Sodalitäten nachgebildet waren,
richteten sich die Knappenvereine am Vorbild der Kolping´schen
Gesellenvereine aus: dort strich man das religiöse, hier die gesellige
Seite heraus. Man gab sich zwar politisch und konfessionell neutral, bemühte
sich jedoch um eine religiös fundierte Berufsethik, angegliederte
Kranken- und Sterbekassen dienten als Werbe- und Bindemittel.“,
so Prof. K l a u s –
M i c h a e l M a l l m a n n in
seiner Doktorarbeit „Die Anfänge der Bergarbeiterbewegung an der
Saar“ (Saarbrücken 1981) Auftrieb erhielten die katholischen Bergarbeitervereinigungen
durch das Wirken des „Arbeiterbischofs“
W i l h e l m E m a n u e l l v o n K
e t t e l e r, vor
allem durch dessen 1864 veröffentlichte Schrift “Die Arbeiterfrage
und das Christentum“ und sein Referat über „Die Fürsorge der
Kirche für die Arbeiter“ vor der Fuldaer Bischofskonferenz im
September 1869.
Jedoch bahnte sich recht bald der Zusammenschluss der Bruderschaften und
der Knappenvereine an.
Bruderschaften und Knappenvereine pflegten die bergmännische
Tradition. Es entstanden Bergchöre und bergmännische Gesangsvereine und es wurden
Theaterabende durchgeführt. Die Motivation für diese Vereine war, in
den Bergarbeiterdörfern das fehlende kulturelle Defizit zu beheben und
man war bemüht, die „unbekannt
gewordenen Lieder des Berufsstandes wieder einzuführen und so die
schlechten und rohen Gesänge zu verdrängen, dabei gleichzeitig das
Standesbewusstsein und den Corpsgeist zu wecken und zu erhalten“. Gleichzeitig war man sich bewusst, dass nur das Miteinander den Menschen zum Vorteil gereichen konnte. Daher gründete man berufsgebundene Selbsthilfevereine, um sich durch gegenseitige Unterstützung neben den Zahlungen an die Knappschaftskasse für Notfälle zu sichern. Da die Knappschaftsbeihilfen kaum die Begräbniskosten deckten bzw. beim Ableben der Ehefrau überhaupt nicht ausgezahlt wurden, bildete man zunächst „Bergmanns-Sterbe-Kassen“. Der erste derartige Verein
- 1861 in Dudweiler gegründet – folgte dem Zweck, „seinen Mitgliedern eine Beihilfe für Sterbefälle zu gewähren und
denselben eine anständige Beerdigung zu sichern“. Auf der
Grundlage dieses Statuts wurden im gesamten Saarrevier solche Vereine
gegründet. „Die Zahl der
Vereinsfestlichkeiten, Fahnenweihen, Stiftungsfesten mehrt sich derart,
dass auf ihre Einschränkung unbedingt Bedacht genommen werden muß.“ Die Bergarbeitergewerkschaft sah in ihnen „Luxusvereine“ und erkannte entpolitisierende Vereinsmeierei. Gleichzeitig erkannte sie jedoch, dass mit den Strukturen der Bruderschaften und Knappenvereine das Bindeglied für die Gewerkschaftsarbeit vorhanden war. Somit war der Nährboden für die Gewerkschaftsarbeit eigentlich schon bereitet. P e t e r K
l e i n , einer der wenigen sozialdemokratischen Bergarbeiter und späterer
Vorsitzender der Arbeiterausschüsse auf den Saargruben , sagte 1908 rückblickend:“
Wir hatten uns in den Knappenvereinen organisiert und auch der
Kleinrosseler Streik von 1874 wurde in den Versammlungen der
Sterbekassenmitglieder von Kleinrosseln und
St. Nikolaus vorbereitet.“
Dabei „rervoltiertend
die Arbeiter nicht gegen eine Wirtschaftskrise, die sie
wieder verelenden würde, sie verlangten vielmehr nach ihrem
Anteil an der Blüte der deutschen Wirtschaft nach dem Kriege“ Die saarländische Grubenlandschaft um 1860 zur Zeit der Entstehung der Barbara - Bruderschaften Den größten Streik erlebte man im Jahre 1873. Ausgehend von der Grube Altenwald nahm er immer mehr Gruben in seinen Bann. P e t e r K l e i n, damals Pferdeknecht auf Altenwald, schrieb dazu 1908: „Es gab einen vollen Sieg der Arbeiter, d.h. der Pferdejungen in Lohn und Arbeitszeit. Der Lohn stieg von 1,80 Mark auf 2,60 Mark am Tag, und die Arbeitszeit wurde von 16 Stunden auf 12 Stunden reduziert, sodass es einigermaßen ging um leben zu können.“ Nach und nach erlangten die Gewerkschaften, deren Rückgrat die Bruder- schaften und Knappenvereine waren, immer wieder Verbesserungen für die Arbeiter. Im Laufe der nachfolgenden Jahrzehnte stieg die Zahl der Mitglieder in den Bruderschaften und Knappenvereinen stetig an. Die beiden Weltkriege jedoch liesen die Mitgliederzahlen enorm schrumpfen und im 2.Weltkriege musste vielerorts dazu auch noch die Arbeit der Bruderschaften und Knappenverein ganz eingestellt werden. In den Jahren nach 1945 nahmen fast alle Bruderschaften ihr Vereinsleben wieder auf, so auch die St. Barbara - Bruderschaft Alsweiler.
Kapitel IV. St. Barbara Bruderschaft „1864“ Alsweiler Sterbekasse der Berg- und Hüttenarbeiter
Alsweiler In
Alsweiler ist zum erstenmal um die Mitte des 19. Jahrhunderts von
Bergleuten die Rede. ,,Diese
Leute mußten mangels vorhandener Verkehrseinrichtungen zu Fuß ihre
Arbeitsstätte aufsuchen, teilweise auf eine Entfernung von 6 - 8
Stunden. Sonntags gegen Abend ging der Bergmann mit gepacktem Ranzen,
der den Wochenbedarf an
Lebensmittel in
sich barg, von zu Hause weg, um
Montag früh bei der Arbeitsaufnahme sein zu können. Die Woche über
blieb er, getrennt von der Familie, an der Arbeitsstätte, wo er in
Schlafhäusern der Grubenverwaltung herbergte und sein Essen sich selbst
zubereitete von den mitgeführten Lebensmitteln.“, so
der Amtsbürgermeister W
i l h e l m S t a u b in
seinem Büchlein „Zusammengefasste Chronik der Bürgermeisterei
Alsweiler“. Unter
diesen Umständen war es verständlich, dass nur wenige unserer
Vorfahren bereit waren, sich die Grube als Arbeitsplatz zu wählen. Die
Inbetriebnahme der Rhein-Nahe-Bahn im Jahre 1860, sie befuhr die Strecke
von Saarbrücken über Neunkirchen, St. Wendel bis nach Bingerbrück,
bedeutete dann eine wesentliche Verbesserung der Verkehrsverhältnisse.
Es musste nun nur noch die ca. 9 km lange Strecke von St. Wendel nach
Alsweiler zu Fuß zurückgelegt werden. Die Zahl der Bergleute stieg deshalb in der Folgezeit rasch an. Die
Steuerrolle für die Gemeinde Alsweiler aus dem Jahre 1865 weist
folgende Bergleute aus:
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Arnu
Niklas |
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Neis
Michel |
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Backes
Nicklas |
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Nonnengard
Peter |
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Böffel
Johann |
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Ohlmann
Nicklas, Sohn |
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Böffel
Johann, Sohn |
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Schmitt
Johann |
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Böffel
Matthias |
|
Schmitt
Peter |
|
Böffel
Peter, Sohn |
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Schneider
Michel |
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Brill
Jakob |
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Scholl
Michel |
|
Brill
Johann, Sohn |
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Sehn
Nikolaus |
|
Fleck
Jakob |
|
Spaniol
Johann |
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Fleck
Jakob, Sohn |
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Spohn
Johann |
|
Glessner
Nicklas |
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Staub
Jakob, Sohn |
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Kreuz
Michel |
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Staub
Johann, Sohn, |
|
Kreuz
Johann, Sohn |
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Staub
Johann Adam |
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Kuhn
Johann |
|
Staub
Michel |
|
Kuhn
Nicklas |
|
Staub
Peter |
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Laub
Jakob |
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Theobald
Jakob |
|
Laub
Johann |
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Wegmann
Stephan |
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Laub
Michel, Sohn |
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Es ist anzunehmen, dass die hier genannten 35 Bergleute alle
der St. Barbara Bruderschaft, bzw. dem gleichzeitig gegründeten
Knappenverein beigetreten sind. Mit Sicherheit war die Zahl noch etwas
größer, da in der Steuerrolle nicht alle Haushaltsvorstände mit einer
Berufs- bezeichnung versehen sind und junge Bergleute, die noch im
Haushalt der Eltern lebten, überhaupt nicht in der Liste stehen. Es waren die äußeren Umstände, hervorgehend aus der Arbeit
auf den Gruben, die den Bergleuten die Veranlassung gaben, auch in
Alsweiler eine Bruderschaft zu gründen. Man versuchte in christlichem
Glauben die weltlichen Probleme zu lösen.
|
Am 26. Dezember 1864
wurde dann die St. Barbara Bruderschaft Alsweiler gegründet.
Diese Gründung wurde von Pfarrer H a n s e n dem Bischof in Trier, wenn auch etwas verspätet, wie folgt mitgeteilt: „Diese
Ausführung der Statuten der St. Barbara
Bruderschaft ist für die Berge und
Grubenleute der Pfarrei Alsweiler gültig. Zu Ottweiler am Tage der Hl. Jungfrau und Märtyrin Barbara (Verkündigung v. 4.Dez.) 1866 Der Präsis der St. Barbara Bruderschaft, Joh. Anton Joseph
Hansen, Dechant und Pfarrer zu Ottweiler“ Das
Genehmigungsschreiben für die Bruderschaft Alsweiler als
Filialkongregation der Erzbruderschaft Ottweiler lautet wie folgt:
„Einführungen Die Bruderschaft für
Berge und Grubenleute, unter Zugrundelegung vorstehender von uns
genehmigter Statuten, in der Pfarrei
Alsweiler im Dekanat St. Wendel wird auch
von uns genehmigt. Trier, den 18. Dezember 1866 dem Bischöflichen General
Vikariat M. Martini“ Bei der Gründung wollte man bewusst die religiösen und die weltlichen Angelegenheiten. trennen. Dies wurde nach aussen zum Ausdruck gebracht, indem ein zweiter Verein, der Knappenverein Alsweiler ins Leben gerufen wurde. Die Aufgaben waren somit geteilt: der Knappenverein verwaltete die Sterbekasse, die St. Barbara Bruderschaft bemühte sich um die religiösen Belange. Die Gründungsvorstände waren:
Beisitzer: 1. Michel Klees
1.
Wendel Backes
(Lehrer in Alsweiler von 1843 – 1874)
Vorsitzender
beider Vereine war Pfarrer K o n r a d S
c h n e i d e r, der von 1860 bis
1886 Seelsorger in Alsweiler war. Der Knappenverein verwaltete die Sterbekasse. Sie wurde bis 1872 für die Alsweiler und Winterbacher Mitglieder gemeinsam geführt, dann wurde sie in gegenseitigem Einvernehmen getrennt. Der St. Barbara Bruderschaft gehörten weiterhin Mitglieder
aus beiden Orten an. Erst als Winterbach im Jahre 1907 Vikanei mit
eigener Kirche und eigenem Seelsorger wurde, schlossen sich die
Mitglieder aus Winterbach zu einer eigenen Bruderschaft zusammen. Am 18. Juli 1909 fand eine außerordentliche
Generalversammlung des Knappenvereins statt. In dieser Sitzung wurde die
erste Satzung für die Sterbekasse verabschiedet. Vom Grunde her gilt
diese Satzung auch heute noch, wenn auch in modifizierter Form. Im Jahre 1912 schlossen sich beide Vereine zusammen und die St. Barbara Bruderschaft übernahm nun auch die Verwaltung der Sterbekasse. Dieser Zusammenschluss war die Basis für den heutigen Organisationsstatus: St. Barbara Bruderschaft „1864“ Alsweiler, Sterbekasse der Berg- und Hüttenarbeiter Alsweiler. Der Name zeigt auch, dass in Alsweiler die Verehrung der HL.
Barbara lebendig war und ist. Im Jahre 1899 wurde eine Barbarastatue zum
Preis von 185 Mark angeschafft und in der Kirche aufgestellt. Im 1.Weltkrieg kam das Vereinsleben zum Erliegen, nach dem Krieg wurde es aber sofort wieder aufgenommen. Im 2.Weltkrieg musste die St. Barbara Bruderschaft auch in Alsweiler ihre Arbeit einstellen, da „in der Zeit des kirchenfeindlichen braunen Regimes der Verein seines christlichen Charakters entkleidet werden musste, und mehr äußerlich – als Tarnung - den Namen Sterbekassenverein für Berg- und Hüttenarbeiter beibehielt“, so Pfarrer W ö l l e r t in seinem bereits erwähnten Geleitwort. Nach dem Kriege formierte sich die Bruderschaft wieder. Auf ihr Betreiben hin wurde die Barbarastatue restauriert und hat heute wieder ihren Ehrenplatz in der Pfarrkirche St. Mauritius Alsweiler. sich durch ihre ansprechende Gestaltung, und durch Vereinigung von vielen Insignien, die der HL. Barbara zugesprochen werden aus: sie besitzt die Siegespalme, das Schwert, das Gebetbuch mit dem Kelch sowie den Turm. Es
wurden nun auch wieder neue Mitglieder aufgenommen. Die feierliche
Aufnahme in die Bruderschaft erfolgte jährlich am Fest des Hl.
Stephanus, am 26. Dezember. Der kirchlichen Aufnahmefeier schloss sich
eine weltliche Feier an, sodass das gesellige Beisammensein gepflegt
werden konnte. Meistens
hielt der Ortspfarrer als Präses auch einen Vortrag über religiöse Fragen
oder soziale Probleme. Aber auch sittlich-charakterliche Bildung sowie die
politische und kommunalpolitische Schulung fehlten nicht in dem
reichhaltigen Programm. Aus der Vielfalt der behandelten Themen spürt
man, mit welcher Aufgeschlossenheit und Weltoffenheit die Mitglieder der St.
Barbara Bruderschaft ihre Aufgaben in allen Lebensbereichen zu meistern
suchten.
„Wenn auch bei Eurem Verein die Organisation der Selbsthilfe durch Gewährung von Sterbegeldern nach außen hin mehr ins Auge fällt und manchem Kurzsichtigen als Vereinszweck zu genügen scheint, so sind wir christlichen Berg- und Hüttenleute uns doch bewusst, dass der tragende Grund dieser Bruderhilfe unser christlicher Glaube ist, der in Form einer religiösen Bruderschaft besonders erhalten, gepflegt und vertieft wird. Diese religiöse Tendenz bekunden auch immer unsere Bruderschaftsfahnen, nicht nur in ihrer Dekoration, sondern gerade in ihrer Geschichte und ihrem Geschick innerhalb dieser hundert Jahre.“,
so Pfarrer R o b e r
t W ö l l e r t
in seinem Geleitwort zum 100. Stiftungsfest der St. Barbara
Bruderschaft 1964. Der Stolz der Mitglieder der St. Barbara Bruderschaft waren
immer ihre Fahnen.
Mit ihnen traten die Bruderschaften „als geschlossenes Korps“, so Pfarrer H a n s e n 1859,
bei kirchlichen und weltlichen Feiern auf. Auch bei Heirat oder
Tod eines Mitgliedes wurden die Fahnen getragen. Auch heute noch geben
die Fahnen einem verstorbenem Mitglied das letzte Geleit. Die Fahnen wurden stets unter Mithilfe der Pfarrer und Präsides
angeschafft. Die beiden ersten 1868 durch Pfarrer K
o n r a d S c h n e i d e r
zum Preis von 190 Talern, diese beiden Schwungsfahnen
wurden bei der Einsegnung wie folgt beschrieben: „a) eine rothe Fahne, auf der einen Seite das Bild der Hl. Barbara, auf der anderen
Seite das Bild des Hl. Mauritius b) eine blaue Fahne, auf der einen Seite das Bild der Hl. Barbara, auf der anderen Seite die Symbole des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe.“ Die nächsten zwei wurden im Jahre 1900 unter Pfarrer M
a t t h i a s A l o i
s i u s H e n s e l zum
Preis von 500 Mark angeschafft. Zu diesen wurde festgehalten:
“…Fahne aus Ia rothem Sammet und Seidendamast, Bilder der Hl.
Familie und des Hl. Mauritius zu Pferde, kunstvoll aus goldgelber Seide,
Inschriften und Ornamente reich in Seide gestickt, echt vergoldete
Fransen, Quasten mit Kordel……..und dieselben kirchlich eingesegnet
am 1. Juli 1900.“ Eine weitere Fahne wurde im am 27. Juni 1926 von Pfarrer L
o r e n z V o g t gesegnet
und 1962 wurde eine Fahne unter Pfarrer R o b e r t W
ö l l e r angeschafft und
von ihm eingesegnet. Im Festgottesdienst anlässlich des 130jährigen Bestehens, am 10. Juni 1995, wurde eine Fahne, welche zum Preis von 3000 DM restauriert wurde, von Pfarrer L e o S c h o r r eingesegnet. In den letzten Jahren wurde die Gruppe die sich unter den
Bruderschaftsfahnen versammelte jedoch stetig kleiner. Zeitbedingt, aber
zum Fortbestand der Bruderschaft notwendig, musste sich die St. Barbara
Bruderschaft einer Umwandlung stellen. Konnten früher nur Berg- und Hüttenarbeiter nach den Satzungen Mitglieder werden, so änderte sich das, nachdem die Berg - und Hüttenleute immer weniger wurden. Die Satzungen wurden dahingehend geändert, dass alle Arbeiter und Arbeiterinnen der Eisenschaffenden Industrie Mitglied werden konnten. In den folgenden Jahren wurde auch dies immer mehr erweitert. Heute ist in §2 der Statuten der St. Barbara Bruderschaft zu lesen: „Die St. Barbara Bruderschaft „1864“ Alsweiler ist eine Vereinigung von christlichen Berg- und Hüttenarbeitern, von Arbeitern und Angestellten aller Berufszweige, sowie von Frauen und Männern, die den Bruderschaftsgedanken und das Ansehen der Christlichen Religion fördern.“ Die Satzung der Sterbekasse schreibt in §2 Abs. 1: „In die Kasse können Personen aufgenommen werden, die das
6.Lebensjahr vollendet und das 50.Lebensjahr noch nicht überschritten
haben.“ Liegt die letzte feierliche Mitgliederaufnahme
auch schon 31 Jahre zurück, im Jahre 1974 aus Anlass des 110jährigen
Bestehens, so verzeichnet der Verein doch stets einige neue Beitritte. Auf Grund des hohen Altersdurchschnitts der Mitglieder stehen
diesen wenigen Neumitgliedern leider vermehrt Sterbefälle entgegen. Mit
Stand vom 31.12.2004 hatte der Verein 505 Mitglieder. Mit den am 21.
Januar 2000 insgesamt überarbeiteten
Statuten und Satzungen ist der Verein, personell und auch finanziell, für
die nächste Zukunft gut
gerüstet. Die
St. Barbara Bruderschaft „1864“ Alsweiler sieht sich als als
fester Bestandteil des örtlichen Lebens. Aus diesem Grunde nimmt sie sowohl an den Feiern der Kirche,
den Festen der Dorfvereine aber auch an Festen ausserhalb des Dorfes
teil. Unter ihren Fahnen versammeln sich die Mitglieder und pflegen bergmännisch-
kameradschaftliche Tradition. Dabei sind Jubiläen Meilensteine im Leben des Vereins. Gleichzeitig sind sie auch Tage der Besinnung, an denen man Rückschau hält und in die Zukunft blickt. Und so sei hier auch an die stattliche Reihe der Jubiläen erinnert, die die St. Barbara Bruderschaft Alsweiler im Laufe ihrer langjährigen Geschichte in mehr oder minder festlichem Rahmen begehen konnte. 1891 wurde das 25jährige Bestehen festlich begangen. Aus Anlass des 40. Jahrestages der Gründung hielt das Mitglied J a k o b S t a u b (G e r b e r s c h) im Jahre 1904 einen Vortrag über „die bisherige Geschichte der Bruderschaft“ der „sehr gefiel und gut ausgearbeitet war“. Das Goldene Jubiläum fiel der Zeit des Ersten Weltkrieges zum Opfer. Das 60jährige Stiftungsfest hingegen wurde groß gefeiert und war mit einer Fahnenweihe verbunden. Das 70jährige, wie das 75jährige Bestehen fiel in die Ära des Nationalsozialismus, während der, wie bereits erwähnt, jegliche Betätigung des Vereins verboten war. Das 90jährige Jubiläumsfest war nach dem zweiten Weltkrieg
dann 1954 ein erster Höhepunkt, dem vom 13. - 15. Juni 1964 die Feier
des 100jährigen Bestehens folgte,
Schirmherr war damals der Ministerpräsident des Saarlandes Dr.
F r a n z - J o s e f
R ö d e r. Im
neu erbauten Katholischen Pfarrheim in der Brunnenstraße fanden unter
der Schirmherrschaft von
A l f r e d W
i l h e l m, Innenminister
des Saarlandes, vom 8. –
10. Juni 1974 die Feierlichkeiten anlässlich des 110jährigen Bestehens
statt. Ein weiterer großer Auftritt der St. Barbara Bruderschaft war am 8. + 09. September 1984. Unter der Schirmherrschaft von R u d o l f L e n h a r t z, Vorsitzender des Vorstandes der Saarbergwerke AG, wurde das 120jährige Bestehen im Pfarrheim gefeiert. Bergwerksdirektor
Dr. Ing.
K a r l M a t
t h i a s H e c k,
Bergwerk Ensdorf, war Schirmherr des 130jährigen
Bestehens, dass vom 10. – 11. Juni 1995 im Pfarrheim in der
Brunnenstraße gefeiert wurde. Im Festgottesdienst wurde durch Pastor L
e o S c h o r r die
restaurierte Fahne eingesegnet. Dieses
Fest fiel in eine schwere Zeit für den Bergbau, das Kohlekonzept 2005
des deutschen Steinkohlebergbaus sah vor, eine Konzentration des
Saarbergbaus auf drei leistungsfähige Förderstandorte. In der Zeit bis zur Vollendung des nächsten Jahrzehnts und die Feier des nächsten großen Jubiläums sollte sich jedoch das Gesicht des Saarbergbaus nochmals kräftig wandeln. Als
am 18. September 2004 das 140jährige Bestehen gefeiert wurde, musste
Schirmherr W a
l t e r F u s
s, Personaldirektor
des Bergwerks Saar in Ensdorf, verkünden, dass nun nur noch ein
Grubenstandort an der Saar beibehalten werde. Obwohl vor weniger als 10 Jahren für mehr als 100 Millionen DM ein neuer Förderturm in Göttelborn gebaut, das Bergwerk Luisenthal mit dem Bergwerk Warndt zu einem Verbundbergwerk zusammengelegt und großer Abbau beim Personal gefahren wurde konnte bis 2004 nur noch das Bergwerk Ensdorf gehalten werden. Wie F u s s weiter ausführte können weitere Einschnitte nicht umgangen werden. Wie sich der Steinkohlebergbau der DSK in Zukunft weiter gestalten wird kann niemand mit Gewissheit vorher sagen. Der
Auftritt des Saarknappenchores führte mit dazu, dass trotz dieser
düsteren Aussichten das 140jährige Jubiläumsfest ein großer Erfolg
für die St. Barbara Bruderschaft und auch für die gesamte
Dorfgemeinschaft wurde. Nachdem 14 Bruderschaften aus dem gesamten Saarland im großen Einzug in der Kirche Platz genommen hatten sorgte der feierliche Einzug des Saarknappenchores unter dem Singen des Liedes „Oh Sankt Barbara“ für feierlichste Atmosphäre. Der Chor gestaltete mit seinem Gesang die Hl. Messe. Zelebriert wurde diese von Pfarrer W o l f g a n g B r e i n i n g e r, der auch die Predigt sprach. Er ging auf das Leben der Hl. Barbara ein und auch auf die Bemühungen der St. Barbara Bruderschaft Alsweiler, von der Gründung bis zum heutigen Tag. Konzelebraten der Hl. Messe waren Pastor L e o H o f m a n n (Marpingen), Pastor i. R. L e o S c h o r r (ehemals Pastor in Alsweiler, jetzt wohnhaft in Altforweiler), sowie Pastor i.R. A l o i s W e n d e r o t h (wohnhaft in Marpingen). Die anschließende weltliche Feier im Pfarrheim in der
Brunnenstraße wurde
ebenfalls ein voller Erfolg. Hierzu trugen bei: der Saarknappenchor, der
Musikverein Alsweiler und der Theaterverein Alsweiler. Aber nicht nur die großen Geburtstage wurden gefeiert. Viele
kleinere Anlässe gaben und geben auch noch heute Gelegenheit in froher
Gemeinsamkeit zu feiern und das Miteinander in den Vordergrund zu
stellen. So wurden immer
wieder Ausflugsfahrten , z.T. über mehrere Tage organisiert. An diesen
Fahrten nahmen so viele Mitglieder teil, dass oftmals ein Bus nicht
ausreichte. Tagesausflüge wurden jährlich angeboten, so: 1995 Besuch des Saarländischen Landtages auf Einladung des
SPD-Abgeordneten A r m i n L a
n g, 1996 Teilnahme an der HL-Rock-Wallfahrt nach Trier, und Teilnahme am Dorffest mit Motivwagen und Fußgruppe, 1998 Besuch der Dillinger Hütte auf Einladung von Dr.
F
r e d i N e i s, Alsweiler, 2000 Besuch der Bitburger Bierbrauerei, und
als Höhepunkt dieses Jahres Einweihung der Seilscheibe auf
dem Dorfplatz, 2001 Teilnahme am Dorffest mit Wagen und
Fußguppe, und Montage von 2 Fahnenhaltern in der Kirche, diese Halter
wurden von der Schlosserei des Missionshauses St. Wendel gefertigt und
dienen dazu an Feiertagen die Fahnen der St. Barbara Bruderschaft in der
Kirche auszustecken, 2002 fungierten
die Vorstandsmitglieder als Streckenposten bei der Etappe der Tour de France durch Alsweiler 2003
wurde auf
dem Dorfplatz neben der Seilscheibe eine Lore (Kohlenwagen) aufgestellt und mit Blumen bepflanzt, und
es wurde eine tolle Tagesfahrt zum Erzbergwerk nach Kayl
(Luxemburg) durchgeführt, auf der Rückreise wurde zudem noch das Hochwälder
Brauhaus in Losheim besucht wo der Braumeister ins Geheimnis des
Bierbrauens einführte. Neben all diesen Fahrtterminen standen und stehen Jahr für Jahr viele Termine im Dorfgeschehen an, wobei die Bruderschaft immer das Miteinander in den Vordergrund stellt und somit zum Wohlergehen der Dorfgemeinschaft beiträgt: Die Bruderschaft organisiert seit Jahren den traditionellen Kirchgang und anschließenden Frühschoppen an Kirmesmontag, ebenso feiert sie am 04. Dezember den Namenstag der Schutzheiligen mit einer Hl. Messe und anschließendem Dämmerschoppen, die Mitglieder der St. Barbara Bruderschaft sind präsent wenn andere Dorfvereine feiern, sie helfen anderen Vereinen bei der Durchführung ihrer Feste, die Bruderschaftsfahnen werden getragen am Weißen Sonntag und bei der Fronleichnamsprozession. Darüber hinaus besuchen die Mitglieder der St. Barbara Bruderschaft Feste von befreundeten Bruderschaften im gesamten Saarland und beteiligen sich an Knappenwallfahrten die jedes Jahr von einer anderen Bruderschaft durchgeführt werden. Die St. Barbara Bruderschaft ist trotz ihres Alters ein
zeitgemäßer, moderner und
lebendiger Verein. Dies wird durch die Nutzung einer eigenen Homepage im
Internet unterstrichen. Nur durch konstruktive Mitarbeit aller,
insbesondere der Vorstandsmitglieder, kann diese Arbeit geleistet
werden.
Schlusswort Die St. Barbara Bruderschaft und die angeschlossene Sterbekasse sind heute aus dem Ortsbild Alsweiler nicht mehr wegzudenken. Man kann heute sagen, dass der Geist und der Sinn, den die Gründer der St. Barbara Bruderschaft in Alsweiler beseelt hatte, noch heute in der Bruderschaft vorhanden ist, nur in einer durch die Zeit bedingten anderen Form. Hoffen wir, dass dies auch in Zukunft in der St. Barbara
Bruderschaft Alsweiler so bleibt. |
Benutzte Quellen:
HANSEN, Johann Anton Joseph: Beitrag zur Geschichte des Berg-
und
Hüttenwesens im Ottweiler`schen (1868)
- In: MÜLLER,
Gerhard:
Veröffentlichungen der Arbeitsgemeinschaft für Landeskunde im
Historischen
Verein für die Saargegend e.V., Heft Nr. 7, Saarbrücken
1986)
MALLMANN, Professor Klaus: Die Anfänge der
Bergarbeiterbewegung an der Saar,
Saarbrücken (1981)
SCHOCK, Dr. Ralph: Saarländische Lebensbilder, Band 2,
Saarbrücken (1984)
FESTSCHRIFT zum 100jährigen Bestehen der St. Barbara
Bruderschaft Alsweiler,
Alsweiler (1964)
FESTSCHRIFT zum 110jährigen Bestehen der St. Barbara
Bruderschaft Alsweiler,
Alsweiler (1974)
FESTSCHRIFT zum 130jährigen Bestehen der St. Barbara
Bruderschaft Alsweiler,
Alsweiler (1995)
STATUTEN der St. Barbara Bruderschaft „1864“Alsweiler,
Alsweiler (2003)
SATZUNG der Sterbekasse der Berg- und Hüttenarbeiter
Alsweiler, Alsweiler (2002)
KIRZ, Raimund: Internetseite www.alsweiler.de
, St. Barbara Bruderschaft
Die Gründung vor 120 Jahren
(1984)
SCHU, Willibald: Sitzungsniederschriften der
Generalversammlungen der
St. Barbara Bruderschaft Alsweiler
(2004)
HOLZER, Werner: HOMEPAGE, St. Barbara Bruderschaft Alsweiler:
www.barbarabruderschaft-alsweiler.de (2004)